EP3/5 schrieb:
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> Und dann zum Thema Nachwuchsprobleme im
> Schienenverkehr: da stellte ein Professor die
> Frage, wer will einen Beruf ergreifen, über den
> "es nur schlechte Presse gibt"? Das hat mich
> nachdenklich gemacht... Wenn ich mir hier im Forum
> die Beiträge durchlese, dann liest man doch
> hauptsächlich von negativen
> Erlebnissen/Bewertungen/Meinungen.
Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Gerade auch in der öffentlichen Presse wird ja auf die komplexen rechtlichen und organisatorischen Hintergründe des heutigen Systems Eisenbahn viel zu wenig eingegangen, vielen Journalisten ist das scheinbar gar nicht klar. Da wird immer gern pauschal auf „die Bahn“, manchmal sogar noch auf „die Bundesbahn“ eingeprügelt, obwohl es beides in der einheitlichen Form eben gar nicht mehr gibt. Dadurch wird für potenzielle Berufs-Interessenten wahrscheinlich viel zu wenig klar, daß es kaum die Eisenbahner sind, an denen der ganze „Schlamassel“ liegt. Sondern daß es eben gerade wieder mehr „echte“ Eisenbahner, also mehr auszubildende Fachleute mit vordergründig technischem und betriebstechnologischem Interesse und Verständnis an den sprichwörtlichen Schalthebeln bräuchte, um die Lage zu verbessern.
Etwas anders schaut es im Güterverkehr aus, wo sich sehr viele kleine EVU gegründet haben, wo oft noch Eisenbahner selbst an den Schalthebeln sitzen, und wo trotz aller Widrigkeiten noch pragmatisch etwas bewegt werden kann. Diese Firmen werben auch intensiv um Nachwuchs, und sie sind vielleicht trotz geringerer Bezahlung und schwierigen Arbeitsbedingungen sogar erfolgreich:
[
www.thb.info]
„…
das könnte Dein Arbeitsplatz sein!“ wird dort oft mit großen Lettern auf deren Lokomotiven geworben, wie hier gezeigt. Und das wird natürlich für die Bewerber viel greifbarer und glaubwürdiger, wenn der Chef dort dann auch glaubhaft erzählen kann, wie er für seine regionalen Stamm-Kunden in langjähriger guter Zusammenarbeit trotz aller Widrigkeiten weiterhin eine verlässliche Leistung fahren will. Und nicht wie bei einigen EVU im SPNV, wo man schnell mitbekommt, daß unter dem verkehrspolitisch naiv erzeugten Wettbewerbsdruck extrem theoretische Verträge mit den Aufgabenträgern eingegangen werden, die in der Praxis bei derzeitiger Lage und mit dem vorhandenen Mix an Mitarbeitern kaum real disponierbar und fahrbar sind, und welche dann zwangsläufig zu Frust führen müssen, weil die Annahmen so unrealistisch sind, und weil dann seitens der unwissenden Kunden eher auf die Mitarbeiter eingeprügelt wird als auf diejenigen, die solche Verträge schließen? Oder liege ich da ganz falsch?
Gruß
223 061