Bk Auwiese schrieb:
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> Ich hatte
> geguckt, wer betreibt den Nahverkehr in
> Schottland. Das macht ScotRail. Wer ist ScotRail?
> Und siehe da, die Schotten haben den Nahverkehr
> verstaatlicht. Der letzte Betreiber vorher war
> Abellio, seit 2022 werfen sie nicht irgendeinem
> Betreiber Geld in den Rachen sondern betreiben den
> Nahverkehr selbst.
Interessanter Bericht, vielen Dank. Es lohnt sich aus meiner Sicht immer, international über den Tellerrand zu schauen, und am besten auch daraus zu lernen. Wenn ich das richtig lese, dann hatte ScotRail nach der britischen Bahnreform nämlich lange ein sogenanntes Franchising-Modell betrieben, d.h. der gesamte Bahnbetrieb in Schottland wurde - bis auf den über Schottland hinausgehenden Fernverkehr - jeweils für 7 bis 10 Jahre an einen privaten Betreiber vergeben. Zunächst war das National Express, dann die FirstGroup und schließlich Abellio. Aus dem Vertrag mit Abellio ist man dann bereits nach 7 Jahren ausgestiegen, nachdem es zu größeren Problemen mit der Qualität und zu vielen Zugausfällen und entsprechenden Beschwerden kam. Seitdem betreibt die schottische Regierung den Eisenbahnbetrieb in eigener Regie.
Quelle:
[
de.wikipedia.org]
Sehr gut gefällt mir die folgende Zielstellung auf der Homepage von ScotRail:
Zitat:
„
We recognise we play a big part in people's lives. From the every day to the extraordinary, whatever your journey, our railway family is at your service. […] We say what we mean and we mean what we say, always striving to deliver on our promises.“
(Zitat Ende)
Das hört sich nämlich genau nach dem Kulturwandel an, den ich oben eingefordert habe. Es bedeutet aber, um wieder auf Deutschland und Bayern zurückzukommen, dann eben auch: Wenn es in der Vergangenheit und im Rahmen der Ausschreibungspraxis verpasst wurde, genügend vorzusorgen, um die vertraglichen Zusagen auch unter schwieriger werdenden Bedingungen einzuhalten, und wenn der Beruf des Eisenbahners aufgrund gemachter Fehler nicht mehr attraktiv genug ist, um auch bei Mangel am Arbeitsmarkt noch genügend Leute für Betrieb, Wartung und Instandhaltung zu bekommen und zu halten, dann wird man vorübergehend in Abstimmung mit allen Beteiligten eben ein reduziertes Notprogramm fahren müssen,
dies aber verlässlich und stabil. Es geht nicht, daß man auf dem Papier weiter unverändert alles verspricht und sich immer unrealistischere Ziele setzt, und dann in der Praxis dauernd Chaos herrscht, und dann immer nur um Verständnis gebeten wird. Die Briten sind mit ihrer Bahnreform auch auf die Nase gefallen, haben aber offenbar inzwischen daraus gelernt. Hierzulande vermisse ich immer noch, daß man an verantwortlicher Stelle überhaupt mal bereit ist, nennenswert dazuzulernen.
Gruß
223 061