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Re: 10 Jahre "neue" ILZTALBAHN - Teil 3: Die Wiedereröffnungen der Jahre 2010 und 2011

02. Mai 2020 09:32

Dann war der große Moment gekommen. Vom Führerstand des Waldbahn-VT 28 aus fühlte es sich wie in Zeitlupe an, einen Zentimeter über dem Boden schwebend, als das Ausfahrsignal auf Hp2 schaltete und es von 405 raus ging auf die Strecke. Sogar der Audizug aus Ingolstadt wurde dafür an der Einfahrt gestellt und musste warten, bis wir den Weichenbereich geräumt hatten.


Einen ersten Halt gab es schon nach gut zwei Kilometern, der frische Damm musste einfach auch nochmal mit einem Zug kurz im Bild festgehalten werden.


In Waldkirchen angekommen sollte es für Vertreter der Presse noch eine erste inoffizielle Zugfahrt geben. Natürlich bestand ich bei diesem Sonnenuntergang auch noch auf einen letzten kurzen Fotohalt an genau der Stelle (km 42), an der ich in den späten 80ern viele Nachmittage auf die Rückfahrt der Übergabe aus Freyung wartete und ab 1990 die ersten Fotoversuche unternahm.


Als am nächsten wolkenlosen Morgen alles bereitet war für den großen Tag, deutete noch nichts auf den Andrang hin, den wir bald im Stundentakt würden bewältigen müssen. Die Ruhe vor dem Sturm sozusagen – für einen Euro pro Fahrt konnte die Bevölkerung die neue Ilztalbahn testen und rannte uns von 10 bis 18 Uhr dementsprechend die Türen ein. Ich bin noch heute der Meinung, dass auch die schlechte Presse, die im Vorfeld immer wieder gegen uns gemacht wurde (seitens Politik, Radwegbefürwortern oder einfach Leute, die sich selbst wohl nicht leiden können...) einen großen Teil dazu beigetragen hat, dass die Neugierigen aus allen Richtungen herbei strömten: Zum einen, weil sie so mit den Füßen abstimmen und Position beziehen wollten, zum anderen, um sich selbst einfach mal ein objektives Bild dieser oft so sarkastisch belächelten Bahnidee zu machen.


Die allererste offizielle Fahrt war für die örtliche Politik bestimmt – und weil ich ähnlich unpolitisch bin wie Queen, reservierte ich mir diese Fahrt von außen. Natürlich mit dem Elternhaus im Bild, das war ein Muss.


Und genau 12 Minten später war zum ersten Mal Freyung erreicht. Unser Dornröschen war nun endgültig zurück im Leben angekommen – nicht zuletzt aber natürlich auch wegen unserer Fahrgäste, …


… die uns nicht nur heute (man beachte den vollen Bahnsteig nach Rückkehr der letzten offiziellen Fahrt am Abend), sondern in den ersten Jahren jedes Wochenende aufs neue in Massen bestätigten, dass wir alles richtig gemacht hatten.

Im Jahr 2010 gab es dann noch zwei weitere Fahrtage zwischen Waldkirchen und Freyung. Einmal mit dem Schienenbus und einmal mit Waldbahnshuttle. Weil der Schienenbus aber hier noch oft genug zu sehen sein wird und am Fahrtag mit dem Shuttle ein Schotterzug mit 2x212 auf der Rottalbahn verkehrte (welcher mir Gott sei Dank wichtiger war), gibt es davon keine Bilder zu sehen.


A prospos Schienenbus: An einem äußerst trüben Novembernachmittag weckten wir das Ilztal nochmal kurz aus dem Winterschlaf – eine Messfahrt stand an.


Fast scheint es schon wieder das Normalste der Welt geworden zu sein, in Waldkirchen Züge am Bahnsteig stehen zu sehen.


Damit uns in der Winterpause vor der ersten halben Saison nicht langweilig wurde, entrostete die 332 052 mit zwei K-Wagen gelegentlich die Schienen. Was ohne Schnee und Sonne schon ganz passabel aussah, ...


… entfaltete bei entsprechender Witterung natürlich erst Recht seinen Reiz. Zahlreiche liegende oder auch noch stehende Biberbäume mussten aus dem Ilztal rausgeschafft werden, schließlich wollten wir die Ilztalbahn ab Sommer 2011 auf ganzer Länge offiziell befahren.


Gut, an einen Militärzug mit drei 218 und 300m Länge kam das Gespann nun nicht ran, für mich waren diese Fahrten aber ein erster großer Höhepunkt seit Beginn der Arbeitszüge und das Osterbachtal (wie später auch das Ilztal) …


… sind im Winter bei Eis und Schnee ob ihrer Kargheit sowieso am schönsten.


Mit dem anbrechenden Frühling erwachten auch die Medien langsam aus dem Winterschlaf und statteten uns mindestens einmal monatlich einen Besuch ab. Ob Radio, Presse oder Fernsehen – alle interessierten sich irgendwie für unser Treiben und fanden es immer ganz spannend, auf dem Skl ein wenig durch die Kurven geschaukelt zu werden.


Hobbymäßig war es für mich herausfordernd, im Frühling 2011 einen gesunden Spagat zu machen zwischen interessanten Arbeitseinsätzen im Ilztal und den letzten 217-Leistungen in meinem Übergangsrevier Mühldorf. Nach Inbetriebnahme des ESTWs nach Burghausen fiel die Wahl immer öfter auf ersteres, v.a. wenn wir lokbespannt herumorgeln durften.


Mit primitiven aber effektiven Hilfsmitteln waren irgendwann dann auch die deutlich im dreistelligen Bereich liegenden Pfeiftafeln auf der Ilztalbahn gesetzt und montiert.


Zu Pfingsten 2011 schwächelte das Wetter leider etwas, der Endspurt der Arbeitsmaßnahmen war aber angebrochen. So wurde weiterhin Holz gefahren …


… und zum ersten Mal konnte ich Ilztalbahnmotive mit einem halbwegs vernünftigen Zug umsetzen, für die es als Fahranfänger gut zehn Jahre zuvor nicht mehr reichte. Die Tunnelausfahrt von Fürsteneck II war nach dem frischen Freischnitt dabei ein ebenso begehrtes Motiv...


… wie der Felseinschnitt hoch über der Ilz hinter Fischhaus.


Lieber noch eine zweite Variante ausprobiert – was man hat, das hat man. Und dass ein Regioshuttle mit seiner reflexierenden Frontscheibe für diese Motive ausscheidet, war ohnehin klar.


Zwei Tage später war das Wetter alles andere als besser geworden – der Schotterzug, den wir an diesem Morgen auf die Strecke schickten, musste aber trotzdem bei jeder sich bietenden Gelegenheit dokumentiert werden. Weil das Licht für die Nord-Süd-Richtung am Einschnitt eh nie richtig passen würde, war das eine davon.


Während die Köf im Bahnhof Waldkirchen mit Rangierarbeiten von Leerwagen zum Befüllen beschäftigt war, …


… ließ die V40 im Osterbachtal die Steinchen tanzen. Ziemlich unkonventionell in Zeiten vor V60, V90, 215 oder 216 in Passau (dass diese Baureihen noch einmal in Passau stationiert werden sollten, war damals ja in den kühnsten Träumen nicht zu ahnen...).


Wobei – moment – manchmal werden die kühnsten Träume ja doch wahr! So am 16. Juli 2011, als die Ilztalbahn nach gut 10 Jahren wieder als ganze Bahnstrecke offiziell befahrbar war. Dennoch wurden die Züge in Waldkirchen gebrochen – der vierteilige Schienenbus bediente dabei im Stundentakt die oberen zwölf Kilometer bis Freyung, während eine Dreifachtraktion Regioshuttles dem Besucherandrang auf den 38 Kilometern nach Passau runter in einem (bei 54 Minuten Nettofahrzeit gewagten, und deshalb auch bald chaotischem) Zweistundentakt Herr werden sollte.


Nach der ein oder anderen Fahrt mit den Zügen und einigen Streckenaufnahmen glaubte ich an diesem Samstagabend selbst kaum meinen eigenen Taten, als ich am Waldkirchner Bahnhof vor dem Festzelt sitzend mit einem kühlen Bier in der Hand dem eben zur letzten Fahrt des Tages nach Freyung aufbrechenden Schienenbus keine Beachtung schenkte. So schnell kann das ganze also wieder zur Gewohnheit werden, wer hätte das gedacht...


Wahrscheinlich war mir das verdiente Feierabendbier an diesem 16. Juli einfach wichtiger, als Züge – zudem wusste ich ja, dass sich das Spektakel am nächsten Tag wiederholen würde, und ich am Sonntag noch genug Zeit für weitere Aufnahmen haben sollte.


Anders als am Vorabend wollte ich den letzten Zug bei der Ausfahrt aus Waldkirchen heute aber doch dokumentieren. Im Hintergund war das Fest schon vorbei und die Aufräumarbeiten im vollen Gange, die Vierergarnitur wurde halbiert, um nach der letzten Shuttlefahrt somit noch zwei Züge weitere um eine Stunde versetzt nach Passau schicken zu können. Während die am Bahnsteig wartende Garnitur in einer Vierteltunde heimfahren wird, geht es für den anderen Zugteil noch ein letztes Mal hoch nach Freyung, um Passau dann erst bei Dunkelheit zu erreichen und die zweitägigen Eröffnungsfeierlichkeiten zu beschließen.

Von nun an sollte es also jedes Wochenende im Sommerhalbjahr wieder Züge auf der Ilztalbahn geben.


Der Planverkehr wird seither gewöhnlich mit Regioshuttles abgewickelt (Ausnahme 2014: da bekam ich den 642 ins Beiblatt), aber die von Beginn an zahlreichen Sonderzüge brachten immer wieder nette Bilder ins Archiv. Der allererste Sonderzug führte Anfang August 2011 von München-Moosach zum Zeltplatz an der Leopiermühle (ca. bei Streckenkilometer 27 gelegen). Als die Jugendgruppe einige Tage später wieder heimfahren wollte, war das Wetter so toll, dass der Zug an der Ilz und ...


... im Felseinschnitt zwei kurze, außerplanmäßige Stopps zum Bewundern der herrlichen Landschaft einlegen musste :-)


Als die Strecke wieder unter Wochenendverkehr stand, bedeutete das aber nicht, dass es unter der Woche nichts mehr zu tun gab. An der Ilz war hangseits noch ein großer Durchlass zu reparieren. Ich hatte dabei den leichtesten Job von allen, und durfte viermal zwischen Waldkirchen und der Baustelle pendeln, um die Arbeiten mit…


… Schotter und anderen Baumaterialien zu versorgen. Die letzte Heimfahrt in der Abenddämerung, ganz allein auf dem Skl, war schon eine wildromantische Erfahrung.

Am Wochenende gab es nun immer eine Doppelgarnitur Waldbahnshuttles zu bestaunen, die (damals noch, was ziemlich stressig war) am frühen Samstagmorgen in Plattling geholt und am Sonntagabend dann wieder zurück überführt wurden. Dazwischen durften sie insgesamt achtmal durchs Ilz- und Osterbachtal pendeln. Anbei noch sechs Bilder dieses Planverkehrs im Spätsommer/Herbst 2011:


Gleich zu Beginn der Reise wird vor der Kachletschleuse die viel befahrene Donau überquert.


Eben wurde in Tiefenbach die Fahrerlaubnis bis Passau eingeholt und der Fahrt steht auf den letzten neun Kilometern nicht mehr viel im Wege.


Vorbei an der ehemaligen Schotterladerampe an der Mayersäge, von wo aus Ende der 80er Jahre zahlreiche Schotterzüge zum Bau des Münchner Flughafens und Rangierbahnhofs verkehren, rollt dieser Zug zu Tal. Zwischen Sicklinger Berg und dem ehemaligen Haltepunkt Mayersäge verliert die Bahn in Richtung Freyung wieder einige der zuvor erklommenen Höhenmeter, ehe es ab dann wieder saftig bergauf geht.


Rund um Karlsbach hält sich die Steigung aber angenehm in Grenzen.


Vom Gelände des ehemaligen Karlsbacher Bahnhofs aus ist aus lichttechnischen Gründen nur ein Nachschuss auf den ersten Zug Richtung Freyung sinnvoll.


So frei, wie zu Beginn unserer Aktivitäten war die Osterbachbrücke an der Brückmühle zu DB-Zeiten nie. Mittlerweile reicht die hier noch junge Pflanzung aber auch schon wieder bis zur Brückenoberkante.


Die Saison klang am letzten Oktoberwochenende erfolgreich auch, und während wir das Wochenendleben bis dahin in vollen Zügen genossen, freute man sich auch wieder auf die Ruhe bei nicht öffentlichen Fahrten. Mittlerweile hatte sich auch an der Nachbarstrecke ein Förderverein zur Reaktivierung der Bahnlinie nach Hauzenberg gegründet. Dieser hatte ein gutes Dutzend alter Wagen gekauft, die nun aber vorerst mal bei uns untergebracht werden sollten. Auf dem Weg nach Kalteneck passiert die Köf mit der ersten Ladung mal wieder den Felseinschnitt …


… und die Ilz bei typischem Novemberwetter, …


… während der zweite Zugteil am Nachmittag bei Tiefenbach von der tiefstehenden Sonne geküsst wurde.


Die letzten vier Wagen zog dann einige Tage später die 332 052 durch das Ilztal,


… und konnte vor Fischhaus gar zu Fuß verfolgt werden.

So endete nun also die erste (kurze) Saison der komplett befahrbaren Strecke. Im neuen Jahr sollte die offizielle Saison bereits Ende April beginnen.

Fortsetzung folgt...
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10 Jahre "neue" ILZTALBAHN - Teil 1: Das Ende unter der DB

Ilztalbahner 3035 02. Mai 2020 09:30

Re: 10 Jahre "neue" ILZTALBAHN - Teil 2: Die Arbeitszüge der Jahre 2009/2010

Ilztalbahner 1227 02. Mai 2020 09:31

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Ilztalbahner 1185 02. Mai 2020 09:32

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Ilztalbahner 1283 02. Mai 2020 09:33

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Ilztalbahner 1275 02. Mai 2020 09:34

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Ilztalbahner 1429 02. Mai 2020 09:36

Re: 10 Jahre "neue" ILZTALBAHN - Teil 8: Die Jahre 2018 - 2020

Regentalbahner 1059 02. Mai 2020 16:07

Re: 10 Jahre "neue" ILZTALBAHN - Teil 8: Die Jahre 2018 - 2020

bahnfisch 881 02. Mai 2020 17:07

Re: 10 Jahre "neue" ILZTALBAHN - Teil 8: Die Jahre 2018 - 2020

403 945 02. Mai 2020 17:23

Re: 10 Jahre "neue" ILZTALBAHN - Teil 8: Die Jahre 2018 - 2020

V90-Fahrer 917 02. Mai 2020 17:27

Re: 10 Jahre "neue" ILZTALBAHN - Teil 8: Die Jahre 2018 - 2020

Thomas Stifter 980 02. Mai 2020 18:07

Re: 10 Jahre "neue" ILZTALBAHN - Teil 8: Die Jahre 2018 - 2020

Falkensteiner Bockerl 893 02. Mai 2020 19:21

Re: 10 Jahre "neue" ILZTALBAHN - Teil 8: Die Jahre 2018 - 2020

korridor 1000 02. Mai 2020 19:30

Re: 10 Jahre "neue" ILZTALBAHN - Teil 8: Die Jahre 2018 - 2020

Bernecker 824 04. Mai 2020 08:44

Grandios!

JimKnopff 847 04. Mai 2020 16:41

Re: 10 Jahre "neue" ILZTALBAHN - Teil 8: Die Jahre 2018 - 2020

gsl 765 11. Mai 2020 21:43

Re: 10 Jahre "neue" ILZTALBAHN - Teil 8: Die Jahre 2018 - 2020

Martin Pfeifer 708 19. Mai 2020 22:30

Sammelantwort

Ilztalbahner 1003 04. Mai 2020 19:02

Re: Sammelantwort

KBS-973 775 05. Mai 2020 17:56

Re: Sammelantwort

Falkensteiner Bockerl 739 05. Mai 2020 18:47

Re: Sammelantwort

bahnfisch 813 05. Mai 2020 18:56

Re: Sammelantwort

Falkensteiner Bockerl 804 05. Mai 2020 19:33

Re: 10 Jahre "neue" ILZTALBAHN - Teil 1: Das Ende unter der DB

Arzberger 750 14. Mai 2020 22:58



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