Wenn Bayern es tatsächlich ernst damit meint, eine „eierlegende Wollmilchsau“ (Zitat aus dem BR-Artikel) als Nachfolger der BR 612 auf den bayerischen Neigetechnik-Netzen gemeinsam mit der Industrie bauen zu wollen …
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… dann könnte es durchaus Sinn machen, parallel dann auch auf den anderen Strecken ohne vollständige Elektrifizierung (z.B. Mühldorfer Stern, Expressverkehr Ostbayern …) auf die Brennstoffzellen-Technik zu setzen, um die Stückzahlen zu steigern und das ganze Projekt damit lohnenswerter zu machen. Denn auf den NT-Strecken wird es ganz sicher nicht allein mit Batteriebetrieb gehen, und Dieselmotoren in Triebwagen sind nicht mehr gewollt. Also betrachte ich die H2-Brennstoffzellentechnik hier als gesetzt.
In Kombination mit der noch immer grassierenden Ausschreibungspraxis darf es allerdings nicht wieder passieren, daß - wenn es anfangs noch erwartbare Probleme gibt oder das Projekt wider Erwarten ganz scheitert oder sich stark verzögert - man die Reisenden dann wieder einfach im Regen stehen lässt und ihnen keine verlässlich funktionierende Alternative bietet! Innovationen sind sehr sinnvoll, wichtig und notwendig, dürfen aber nicht zu naiv angegangen werden. Nehmen wir als Beispiel den leidigen MüNüX RE1. Es sprach ja nichts dagegen, es mal mit einem neuen Lieferanten zu versuchen. Aber man muß dann eben auch Alternativen in der Hinterhand haben. Den Reisenden aber immer nur tageweise oder gar spontan zu verkünden, was jeweils alles ausfällt, und das über lange Zeiträume hinweg, das geht eben dann nicht!
Und ganz ehrlich: Wenn ich im o.g. BR-Artikel von Alstom lese, dann werde ich - wenn ich meinen Reisenden-Hut aufsetze - schon wieder nervös. Denn seit Alstom die Bombardier-Kröte (Stichworte BR 147.5, ÖBB-Talent 3, BR 245 für DB FV usw.) geschluckt hat, scheint man dort auch mit großen Problemen zu kämpfen, und die Schere zwischen dem, was man zusagt, und dem, was man einhalten kann, geht zusehends auseinander. Gefühlt würde ich Siemens derzeit am ehesten zutrauen, ein solches Projekt zu stemmen, auch wenn ich die BR 605 nicht vergessen habe. Im derzeitigen SPNV-Umfeld geht es aber halt nicht darum, wem man etwas zutraut, sondern nur darum, wer bei der Ausschreibung das „wirtschaftlichste“ Angebot macht. Gerade wenn man große Innovationen plant, ist das aber oft nicht gesund.
Gruß
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