Auf die Idee, dass die Querung eine Schlüsselrolle spielt, kommen alle, außer die veratwortlichen Planer:
Samstag, 21. Mai 2022, Garmisch-Partenkirchner Tagblatt / München kompakt
Bahnhof ohne Parkplätze
VON ANDREA STINGLWAGNER UND CLAUDIA SCHURI
Jede Menge Baugerüste: Der Hauptbahnhof ist eine Megabaustelle, Kurzparker haben hier keine Chance. Fotos: Schlaf, Bodmer (Umfrage)
Der Hauptbahnhof ist noch für lange Zeit eine Großbaustelle. Das Problem: Während der Bauarbeiten gibt es fast keine Kurzzeitparkplätze – sehr zum Ärger der Münchner.
Münchens neuer Hauptbahnhof: Dieses Mega-Projekt wird nicht vor dem Ende dieses Jahrzehnts fertig sein. Und das heißt auch, dass die Münchner solange mit gravierenden Einschränkungen durch die Bauarbeiten zurechtkommen müssen. Was viele aktuell ärgert: Es gibt so gut wie keine Kurzzeitparkplätze.
Jemanden kurz mit dem Auto am Bahnhof absetzen, damit der mit seinem Gepäck pünktlich seinen Zug erwischt – schwierig bis unmöglich. Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn sieht das Problem und sagt: „Hier wurde definitiv bei den Planungen für die Bauarbeiten zu wenig auf die Belange der Fahrgäste geachtet.“
Wenn man die Pläne betrachte, wie der Hauptbahnhof und die Umgebung nach Ende der Bauarbeiten aussehen sollen, dann sei dies zumindest in Hinblick auf die Kurzzeitparkplätze zufriedenstellend. „Was künftig geplant ist, ist durchaus in Ordnung.“ Es soll unter anderem Abhol- und Bringzonen beim Bahnhof geben und Tiefgaragenplätze. „Aber was uns stört: Das Alternativangebot für die Fahrgäste während der Bauarbeiten ist nicht ausreichend. Die Arbeiten dauern ja noch viele Jahre.“
Nicht nur fehlende Kurzparkplätze direkt in Bahnhofsnähe seien das Problem, sondern auch Ausschilderungen und Informationen für die Fahrgäste, wie man zu Parkgaragen gelangen kann. Zudem gebe es viele andere aktuelle Probleme: Zu wenig Fahrradparkplätze am Starnberger Flügelbahnhof, zu enge Fußwege in der Arnulfstraße. 2016 habe der Landtag beschlossen, eine Querung der Gleishalle zu planen. Aber außer Planungen sei noch nichts passiert. „Wenn das vorgezogen worden wäre, wäre auch die Parkplatzsituation einfacher geworden.“ Schließlich käme man zügiger zu den Gleisen. Barths Fazit: „Der ganze Ablauf der Bauarbeiten nimmt auf die Bedürfnisse der Fahrgäste zu wenig Rücksicht – egal ob sie mit U-Bahn, Tram oder Bus, zu Fuß oder mit dem Auto zum Bahnhof kommen.“
Benoît Blaser, Vorsitzender des für den Hauptbahnhof-Bereich zuständigen Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt, sieht das Problem der fehlenden Kurzzeitparkplätze. „Es ist nicht möglich, jemanden mit eingeschränkter Mobilität mit dem Auto zum Bahnhof zu bringen.“ Im Bezirksausschuss sei dieses Thema noch nicht angesprochen worden, aber Blaser wolle mit dem Problem an die Stadtverwaltung herantreten.
„Baustellenbedingt ist das Parkangebot am Hauptbahnhof eingeschränkt, dafür bitten wir um Verständnis“, erklärt eine Sprecherin der Bahn zu dem Thema. Sie rät, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Hauptbahnhof zu kommen. Parkmöglichkeiten seien in der Tiefgarage „München Hauptbahnhof Süd“ sowie an Parkbuchten an der Bayerstraße vorhanden. „Zusätzlich gibt es noch einzelne Parkplätze direkt am Eingang Bayerstraße“, berichtet sie. Im Zuge des Neubaus sollen dann Kurzparkerplätze an den Vorplätzen entstehen, betont sie.
