Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen
Themenübersicht Neues Thema Suche Datenschutzerklärung Impressum

Erweiterte Suche

Die Sache mit der blau-beigen Lok 2.0

29. Mai 2021 14:42
Servus zusammen,

ich habe mir erlaubt, das Thema zu klauen, aber keine Bilder.

Ich bin mit der ozeanblau-beigen Lackierung aufgewachsen. Purpurrot war bis in die 70er die Standart-Lackierung der Dieselloks. Für mich war diese Lackierung damals, als Kind, ein Synonym für eine bullige, riesige Maschine. Der ozeanblau-beige Lack war dagegen immer ein Zeichen für Eleganz, Schönheit und Unvergänglichkeit.

Erste Berührungen mit der Eisenbahn waren neben den Besuchen bei meinem Vater im Stellwerk Erlebnisse im Heimatbahnhof Windischeschenbach. Ausgerüstet mit einer Kodak Kompaktkamera, mit einem Film zum Nachspannen, wurden die ersten blau-beigen Lokomotiven verewigt.

Eine 211 bringt den nachmittäglichen Personenzug gegen halb 5 aus Weiden. Im Laufe der eigenen Eisenbahnkarriere blieb das immer "a Hunderter". Rechterhand einer der beiden großen Arbeitgeber Windischeschenbachs, die Annahütte. Unvergessen die Bedienfahrten mit der Köf, bei der der Containerwagen mit einer Zwischenstange bewegt werden musste, da der Gleisradius im Fabrikgelände so eng war. Unvergessen auch die Frühstückspausen in der Annahütten - Kantine, wenn vormittags bei Üg 68954 die Rangierarbeiten in Windischeschenbach beendet waren.


"A Achzehner" rollt mit dem TEEM 40861 durch Windischeschenbach Richtung Süden. An der Halle stehen noch G Wagen, auf der anderen Bahnhofsseite erhält die Porzellanfabrik noch Gas, Stückgutwagen und ab und zu Quarz oder Kaolin. "D´Porzellan" war der zweite große Arbeitgeber im Ort. Trotz eisernem Vorhang und "Ost- und West" - Mächten, die Güterwagen kamen bis aus Schweden und liefen bis Italien. Die Oberpfalz - schon damals quasi international. Möglich gemacht durch die Eisenbahn.


Mitte der 1980er gab es Gleisbauarbeiten zwischen Neustadt und Windischeschenbach. Mein Vater redete damals von "zeitweise eingleisigem Betrieb", einem eingleisigen Streckenstück zwischen Neustadt und Windischeschenbach. Anbieten, annehmen und dann Abmelden der Züge, mit Erlaubnisfeld im Streckenblock. Betrieblich sollte ich erst etwas später verstehen, was er da meint. Aber für mich war damals interessant, dass alles aus Richtung "von oben" durch Gleis 3 in Windischeschenbach ging, so auch der D 309 Rostock - München.


Die ersten Erlebnisse in der Ausbildung waren u.a. die Üg 67911 nach Eslarn, und der 67932 zurück. Hier steht die 211 203 nach getaner Arbeit in Vohenstrauß. Als wäre es heute, höre ich das pneumatische Zischen der gewählten Fahrstufen per Fahrschalterhandrad der Hunderter, schmecke den Dieselgeruch, rätsle über die richtige Stellung des Drehschiebers zum Bremsen, und erinnere mich an den Kaffee im Schalterraum des Bahnhofs Vohenstrauß, begleitet vom Piepen und Pfeifen der Vögel der benachbarten Zoohandlung.


Zugkreuzung in Parkstein-Hütten. Vor der aktiven Zeit war mir nicht bewußt, dass da inmitten von Fichten, Kiefern und Unmengen Sand ein Bahnhof existiert. Sogar mit Laderampe, Überholgleis und einer großen Portion Eisenbahnromantik. Mit einem Leerreise warten wir die Ankunft der Übergabe ab, die die Anschlussstelle Mandt bedient hat, und weiter nach Trabitz fährt.


Leicht übermotorisiert ist der nachmittägliche Nahverkehrszug nach Schwandorf, der gegen halb 5 Weiden verlässt. Die Maybach Diesel sind gestartet, die Dampfheizung zischt, mich frierts in den Fingern und ich beneide den Lokführer, der kurz darauf mit toller Akustik aus dem Bahnhof nach Luhe Wildenau beschleunigt.


Die lange Gerade zwischen Reichenschwand und Hersbruck faszinierte mich schon im Ansehen aus dem Zug heraus. Hier muss ich mal fotografieren, hatte ich mir vorgenommen. Also den Arbeitgeber genutzt, und eine Wanderung neben der Strecke gemacht. 218 421 brachte eine leichte Aufgabe aus Richtung Nürnberg.


Die 4.te Serie war die "jüngste", weil letztgebaute Serie der 18er. Die Vorserienmaschinen 001 - 012, sowie die erste und zweite Serie war quasi omnipräsent bei uns in der Oberpfalz, umso mehr hatte für mich eine "4er" seinen Reiz. In meiner "fast Nachbarschaft", der "Schwaamüühl", kreuzt 218 420 mit dem N 5910 einen 628.


Nach der Wiedervereinigung rollten Kesselzüge durch das Naabtal. Vohburg, Neustadt/Donau, Ingolstadt waren Versandbahnhöfe, und so originelle Namen wie Lederhose der Bestimmungsbahnhof. Der schienengleiche Übergang in Reuth b.E. bedingte "Halt" für den schweren Ganzzug. Nachdem die Einfahrt stand, und das Bild im Kasten war, machte ich die Augen zu und lauschte den beiden TB10 Motoren, die die gut 1600 Tonnen wieder in Schwung brachten. Spätestens da war klar: das will ich als Lokführer auch erleben.


Ganz geklappt hat es nicht, aber bei einer meiner letzten Touren hatte ich dann doppeltes Glück: auf der Fahrt nach Oberstdorf hatte ich die 218 489. Hier vor dem Tanken in Augsburg verewigt.


Tags darauf - Loktausch mit dem Kollegen aus Stuttgart, und so kam ich auch zur Ehre, die Fahrt mit der 218 466 absolvieren zu können.



Die Bilder sind natürlich jenseits von gut und böse, wenn ich hier so die einen oder anderen Profis als Vergleich heranziehe. Aber es sind Erinnerungen, die ich mit Euch teilen wollte.

Schönes Wochenende und Grüße,
gradausfahrer



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.05.21 14:48.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Die Sache mit der blau-beigen Lok 2.0

gradausfahrer 1905 29. Mai 2021 14:42

zu Bild 2

doku-des-alltags 937 29. Mai 2021 17:08

Einfach herrliche Aufnahmen, vielen Dank dafür !

diesel-fan 793 29. Mai 2021 21:50

Re: zu Bild 2

Schwandorfer 769 31. Mai 2021 10:55



In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicke hier, um Dich einzuloggen