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Pressemeldung: Barrierefreiheit auf der KBS971:

05. Oktober 2020 21:07
Guten Abend,
Die Bahnhöfe sind barrierefrei ausgebaut, alleine die BR612 ist nicht barrierefrei.

Hier ein Bericht der FDB Allgemeinen:

Dienstag, 6. Oktober 2020

Eine Bahnfahrt wird zur Odyssee
Mobilität Ein Ausflug nach Memmingen endet für den Rollstuhlfahrer Dieter Neumann mit einem Feuerwehreinsatz. Der Friedberger kritisiert die schlechte Infrastruktur für Menschen mit Behinderung. Was sagt die Bahn dazu?
Von Nikolai Röhrich

Friedberg Was für Menschen ohne körperliche Einschränkungen eine alltägliche Reise ist, wurde für den Friedberger Rollstuhlfahrer Dieter Neumann zum nervenaufreibenden Abenteuer. Eine Bahnfahrt von Memmingen nach Friedberg führte den Friedberger über München nach Hochzoll – wo dann die Feuerwehr mit einem achtköpfigen Team anrücken musste, um ihn vom Bahnsteig zu befreien.

Neumann kam mit einem Genschaden auf die Welt, der eine Deformation seiner Gliedmaßen nach sich zog. Von seiner Behinderung will der Friedberger sich jedoch nicht ausbremsen lassen, engagiert sich auch politisch. Zusammen mit seinem Parteifreund Dieter Nießer war er mit der Bahn zu einem Treffen der ÖDP gefahren. Während auf der Hinreise nach Memmingen alles reibungslos funktioniert hatte, verpassten die beiden um 19 Uhr ihren Zug.

Später mussten sie feststellen, dass danach keine barrierefreien Züge mehr nach Augsburg verkehrten, wo ein Umstieg nach Friedberg geplant war. Notgedrungen fuhren die beiden mit dem nächsten Zug nach Buchloe, um von dort aus weiterzufahren. Hier erwartete sie dann dasselbe Problem: Der Anschluss-Zug war ein älteres Modell ohne Zugang für Rollstuhlfahrer. Neumann fuhr auf Anraten eines Zugbegleiters also weiter nach München, um von dort aus nach Hochzoll zu kommen.

Dann der Schock: Am Hochzoller Bahnhof war der Aufzug defekt. Neumann sagt, ihm sei von einem Mitarbeiter der Bahn-Hotline zuvor die Funktionstüchtigkeit des Lifts versichert worden. „Dass der Aufzug in Hochzoll kaputt war, habe ich erst bemerkt, als mein Zug schon weg war. Ich war auf dem Bahnsteig gefangen, es war der reinste Horror“, erzählt er.

Erneut wurde die Service-Zentrale der Deutschen Bahn kontaktiert. Eine Mitarbeiterin verständigte die Augsburger Feuerwehr. Doch selbst diese acht Mann starke Truppe konnte Neumanns schweren Rollstuhl nicht die Treppen hinuntertragen. Schließlich wurde das Gefährt Stufe für Stufe abgeseilt und Neumann auf einer Trage nach unten befördert. Anschließend stand für ihn noch eine dreiviertelstündige Fahrt nach Friedberg mit seinem motorisierten Rollstuhl an.

Dieter Neumann kann von abenteuerlichen Reisen ein Lied singen. Der Friedberger hat eine Freundin in Ellwangen, die er regelmäßig mit der Bahn besucht. „Auch dort komme ich oft mit großen Verspätungen an“, berichtet er. Neumann ist mit der Mobilitätsservice-Zentrale der Deutschen Bahn unzufrieden, die Fahrgäste bei barrierefreiem Reisen unterstützt: Neben den Preisen der Hotline – ein Anruf aus dem Mobilfunknetz kostet bis zu 60 Cent – kritisiert er auch den Internet-Service. Es sei schon vorgekommen, dass trotz Online-Anmeldung an den Bahnhöfen niemand etwas von seiner Reise gewusst habe und er so Stunden habe warten müssen.

„Schwierig ist es vor allem, abends mit der Bahn unterwegs zu sein“, berichtet Neumann. Die Hebelifte für den Einstieg in die Fahrzeuge dürften nur von qualifiziertem Personal bedient werden, das zu später Stunde in den Bahnhöfen oft nicht mehr anwesend sei. Auch tagsüber könne es passieren, dass es zu Komplikationen beim Hebebühnen-Einstieg kommt. „Die zuständigen Mitarbeiter müssen teils über weite Strecken anreisen“, erzählt Neumann. Er wünscht sich eine bessere Infrastruktur für Behinderte.

Der Rollstuhlfahrer spricht von den Mitarbeitern der Bahn als von freundlichen, engagierten Menschen. Dennoch hält er den Einsatz von Schienenfahrzeugen, die nicht barrierefrei sind, „vor allem in einer alternden und gebrechlicher werdenden Gesellschaft“ für nicht mehr zeitgemäß.

Der ÖDP-Kreisverband Aichach-Friedberg hat sich mit der Geschichte Dieter Neumanns in Form eines offenen Briefes an Landtagsabgeordnete aus dem Wittelsbacher Land gewandt. Der Brief endet mit den Worten: „Ist es für Menschen mit Einschränkungen schon schwer genug, am Leben teilzuhaben, ist es am Abend nahezu unmöglich.“

Auf Anfrage unserer Zeitung entschuldigte sich ein Sprecher im Namen der Deutschen Bahn bei Dieter Neumann. Man wolle dem Rollstuhlfahrer eine Entschädigung zukommen lassen und den Fall intern aufarbeiten. Auch wurde darauf hingewiesen, dass die mangelnde Barrierefreiheit der Züge über die Website oder die App der Bahn ersichtlich gewesen wäre.

Nur zwischen dem Allgäu und Augsburg seien noch Züge im Einsatz, die nicht barrierefrei sind. Alle anderen Züge, die im Raum Augsburg verkehren, seien hingegen bereits für Menschen mit körperlichen Einschränkungen zugänglich. Der Bahn zufolge werden die nicht barrierefreie Züge zwischen Augsburg und dem Allgäu unabhängig von der Tageszeit eingesetzt. Eine Nachrüstung der älteren Zugmodelle ist bis Ende 2021 geplant. »Kommentar

Die ÖDP-Parteikollegen Dieter Nießer (links) und Dieter Neumann vor ihrem Friedberger Stammcafé La Vie. Die beiden erlebten auf einer Bahnreise von Memmingen nach Friedberg ein Abenteuer. Für den Rollstuhlfahrer Dieter Neumann endete der Tag mit einem Einsatz der Augsburger Feuerwehr.


Kommentar:
Dienstag, 6. Oktober 2020
Bahn muss mehr für behinderte Menschen tun
Kommentar

von Nikolai Röhrich

redaktion@friedberger-allgemeine.de

Die vielkritisierte Deutsche Bahn bleibt auch in puncto Barrierefreiheit hinter den Ansprüchen der Bürger zurück. Sie müsste längst barrierefrei sein.

Dieter Neumanns Unverständnis für den derzeitigen Stand ist nur allzu verständlich. Die Bahn befindet sich vollständig im Besitz der Bundesrepublik. Bereits 2002 trat auf nationaler Ebene für die sogenannten Träger öffentlicher Gewalt das Behindertengleichstellungsgesetz in Kraft, in dem barrierefreier Verkehr als Zielvereinbarung festgelegt wurde. Es kann daher nicht angehen, dass ein staatliches Unternehmen noch 2020 Fahrzeuge ohne Zugang für körperlich Eingeschränkte verkehren lässt – ganz abgesehen von Bahnhöfen wie dem in Friedberg, wo ein barrierefreier Umbau lange auf sich warten ließ und jetzt wenigstens geplant wird.

Mit Sicherheit ist die behindertengerechte Umrüstung von Schienenfahrzeugen nicht nur eine Frage des politischen Willens zur Inklusion. Die Bahn schwimmt nicht im Geld. Vor allem jetzt nicht, wo Corona das Fahrgastaufkommen zeitweise auf 15 Prozent des normalen Niveaus gedrosselt hat. Der Ausschluss von Behinderten wie Dieter Neumann aus dem öffentlichen Leben und von der Mobilität ist aber kein Preis, der sich – im Gegensatz zu den Kosten barrierefreier Züge – guten Gewissens bezahlen lässt.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Pressemeldung: Barrierefreiheit auf der KBS971:

cappu62 1553 05. Oktober 2020 21:07

Der tägliche Wahnsinn

km63.8 969 05. Oktober 2020 22:04

Die Politiker/Entscheider machen es sich einfach -

feezer 850 06. Oktober 2020 10:41

Bundestag: Häufigste Ursachen für gestörte Personenaufzüge an Bahnhöfen

EP3/5 716 21. Januar 2021 15:46

Re: bei genauer Betrachtung ...

km63.8 657 26. Januar 2021 18:49

Re: bei genauer Betrachtung ...

Stefan97 559 31. Januar 2021 13:34



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