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Mag also sein, daß das deutsche System Eisenbahn auch ohne die Bahnreform 1994 heute in einem ähnlichen Schlamassel stecken würde, wie das mit der Bahnreform momentan der Fall ist. Ich weiß es nicht. Das würde dann jedoch ebenfalls darauf hindeuten, daß es tatsächlich eher eine Kulturfrage ist und die Probleme viel tiefer liegen. Eine „Zeitenwende“ braucht es ja wohl so oder so.
Ja, es kann durchaus sein, dass das System Eisenbahn in einem ebenfalls katastrophalen Zustand wäre, wenn die Bahnreform nicht gekommen wäre. Es könnte zwar sein, dass einige Dinge nach wie vor besser funktionieren würden, dafür könnte es noch ganz andere Probleme geben. Wer weiß es schon?
Bald 30 Jahre nach der Bahnreform stellt sich mir aber schon die Frage, ob nicht einige Dinge der Bahnreform reformiert werden müssten. 1. ist die Zeit seit 1994 nicht stehen geblieben, und 2. sollten bestimmte Fehlentwicklungen der Bahnreform korrigiert werden. Man hat jetzt genug Erfahrung mit Dingen, die seit 1994 gut oder weniger gut gelaufen sind. Eine Reform der Reform - ohne gleich zur alten Bundesbahn zurückzukehren - wäre wirklich an der Zeit, um die tatsächlich sehr tief liegenden Problem zu lösen.
Auch ein Kulturwandel wäre wünschenswert. Aber eine Unternehmenskultur kann sich nur im (durch die Politik bzw. die Bahnreform) gegebenen Rahmen bewegen. Die Aufteilung nach verschiedenste Geschäftsbereiche führt zu einer Zersplitterung der Zuständigkeiten, bei der man den Eindruck hat, dass selbst die einzelnen Geschäftsbereiche nicht mehr richtig durchblicken. Jeder Bereich versucht für sich zu optimieren, ohne das Gesamtsystem im Auge zu haben. Das Ergebnis ist dann suboptimal, wie man leider in vielen Bereichen sieht.
Viele Grüße
Andreas