Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen
Themenübersicht Neues Thema Suche Datenschutzerklärung Impressum

Erweiterte Suche

Kostentreiber Paralelverkehre

16. Mai 2022 16:18
Montag, 16. Mai 2022, Garmisch-Partenkirchner Tagblatt / Lokalteil
Busse kommen Landkreis teuer zu stehen
Subunternehmern des ÖPNV droht Insolvenz aufgrund geringer Fahrgastzahlen – Mehr Werbung notwendig

Elisabeth Zeitler. Foto (oh): mayr
Garmisch-Partenkirchen – Die Corona-Pandemie hat viele Spuren hinterlassen, wie sehr der Ukraine-Krieg schaden wird, ist derzeit noch gar nicht absehbar. Unmittelbare Folgen sind in jedem Fall erhebliche Preissteigerungen. Eine Branche trifft es dabei hart. Die Träger des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Busunternehmer, die noch immer unter schlechten Fahrgastzahlen leiden, ihr Programm aber dennoch abspulen und dafür die immensen Kosten schultern müssen. Eine Spirale, an deren auch die Kreisverwaltung steht. Denn die beauftragt den ÖPNV im Landkreis – und muss dafür auch zahlen. „Die Anbieter kämpfen mit den Auswirkungen“, betonte Dr. Elisabeth Zeitler im Kreisausschuss. Für einige Subunternehmer des Regionalverkehr Oberbayern (RVO) könnte die Situation im schlimmsten Fall den Gang in die Insolvenz bedeuten.

Zeitler listete im Ausschuss bedenkliche Zahlen auf. Die Fahrgastzahlen im Jahr 2021 lagen immer noch 40 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau. Und das trotz einer guten Tourismusbilanz. Die Mobilitätsmanagerin des Landkreises macht dafür unter anderem die Maskenpflicht im ÖPNV verantwortlich. Wenn diese nur noch im Bus gelte, mache sie diese enorm unattraktiv. Am Angebot kann es in ihren Augen nicht liegen. „Die Anbieter sind immer gefahren.“ Darauf habe auch der Landkreis bestanden, um das Angebot nicht zu verlieren.

Nun kommt die Preissteigerung für den Sprit wie ein tonnenschwerer Rucksack oben drauf. Der Index im Bereich der Energiekosten, ein statistischer Wert, der die Preisentwicklung abbildet, ist von 2020 auf 2021 um 24,5 Punkte gestiegen. Ein Anstieg, den die Unternehmer selbstverständlich weitergeben. Nicht aber in Form einer Erhöhung der Fahrpreise, spüren wird das unter anderem der Landkreis, der an den Kosten für die Linien in der Region beteiligt ist. „Wenn wir das alles finanzieren müssen, könnte das viel Geld werden“, prognostiziert Zeitler. Dabei schlagen die Kilometer der neu beauftragten, verstärkten Verbindungen im Isar- oder Ammertal 2021 noch gar nicht ins Kontor. Denn neue Angebote sind für ein Jahr von einer Indexsteigerung befreit. „Das kommt aber 2022 auch noch dazu.“

Ein Hebel, um im Kostenbereich ansetzen zu können, sind aus Sicht der Busunternehmer die Kosten für die Schülerbeförderung, die in wirtschaftlicher Hinsicht das Rückgrat für viele Anbieter darstellt. Selbst Zeitler räumt ein, dass beispielsweise die Anbieter im Blauen Land auf der Basis von Verträgen fahren, „die viel zu niedrig berechnet sind“. Das hat der RVO freilich erkannt, stellte bei der Regierung von Oberbayern den Antrag, die Tickets für den Schülertransport um rund 23 Prozent zu erhöhen. Dafür gab es aber vom Staat eine Absage. „Das wurde abgelehnt, da die öffentliche Hand sonst zu stark belastet würde.“ Zeitler nennt in der Sitzungsvorlage dazu auch eine Zahl: Die Ticketerhöhung hätte für den Landkreis Mehrausgaben von rund 168 000 Euro ausgemacht. „Nun wird es schwierig für die Anbieter, Mehreinnahmen zu generieren.“

Zeitler kann Kollegen aus anderen Regionen nicht verstehen, die in dieser Angelegenheit abwinken und auf unternehmerisches Risiko verweisen. „Wenn wir die kleinen Unternehmer verlieren, wer fährt uns dann die Mobilitätswende?“ fragt Zeitler. Es brauche gemeinsame Ansätze, auch die lokale Politik müsse sich einbringen, an einer Lösung arbeiten, appellierte sie im Kreisausschuss. „Wenn die Anbieter weg sind, gibt es kein Angebot mehr.“ Deshalb ist es ihr wichtig, das Thema in die großen Gremien des Landkreises zu bringen.

Veronika Jones (Grüne) ermunterte Zeitler, nicht klein beizugeben. „Wir dürfen nicht runterfahren. Gibt es Möglichkeiten, mehr zu werben, um das Angebot in die Köpfe zu bringen?“ Zeitler spielte den Ball zurück, appellierte an die anwesenden Bürgermeister und Gemeinderäte, dass in den Kommunen mehr Werbung für den ÖPNV betrieben werden müsse. „Wir haben im Landratsamt 1,5 zusätzliche Stellen beantragt.“ Die Ausschreibung laufe gerade. „Wir wollen mehr Zeit für dieses Thema aufbringen.“

Doch könne der Landkreis als Auftraggeber für den Verkehr nicht viel mehr tun, um weiter am Angebot zu feilen. „Wir wollen die Takte und die Abstimmung der einzelnen Fahrpläne weiter verbessern.“ Christian Scheuerer (FWG) hielt ein Plädoyer für den ÖPNV. „Das Angebot ist wichtig, wir brauchen vor allem mehr On-Demand-Systeme“, forderte der Ohlstädter Bürgermeister. „Wir werden immer älter, die Leute können sich ein Auto nicht mehr leisten, müssen aber trotzdem mal in die Nachbargemeinde.“ Generell sieht er in der Ukraine-Krise einen Wendepunkt in Sachen Mobilität. Seine Prognose: „Der Leidensdruck wird in den nächsten Jahren groß werden bei den Autofahrern. Die Spritpreise steigen, viele können sich vielleicht ein zweites oder drittes Auto nicht mehr leisten.“ Dann werde der ÖPNV zum Zuge kommen. Nur muss er bis dahin auch überleben.


nehem wir als Beispiel die Relation Garmisch -Mittenwald:
Von 1912 bis in die 80ger Jahre des 20. Jahrhunderts gab es dort in etwa eine Fahrt pro Stunde mit einzelnen Verstärkungen zur Hauptverkehszeit und Bussen in den Tagesrandlagen bis 22 Uhr.
Jetzt gibt´s zwei Busse die Stunde vom RVO zusätzlich zum Bahnstundentakt + RE Verstärkungen + Flixbus von 5 bis 1 Uhr
Bis in die 80 ger hat das dieBahn mit den Halten am Kainzenbad und in Kaltenbrunn teils mit erledigt. Aber dazu ist ja auch kein Geld mehr da.

Garnisch - Grainau - Außerfern:
BusGemeindewerke, Talbahn Zugspitzbahn, die historische Terne Buslizenz zum Eibsee, die DB Bahn und der Touristikbus Ehrwald/Leermoos/Bieberwier - GAP - alles paralel und teils gleichzeitig.

Im Nordlandkreis gibt es ähnliche Entwicklungen.

Beim Schülerverkehr hat man die Sitzplätze deutlich erhöht.

Da ist es doch kein Wunder, dass die Rechnung nicht mehr auf geht.
Wenn das lokalpolitisch alles so gewünscht ist, muss man das halt alle Kosten auch in die Haushalte einstellen. Die Unternehmer können dafür nichts.
Aber bei den Leistungsbestellungen scheint ein ziemliches Durcheinander zu herrschen.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Kostentreiber Paralelverkehre

km103 784 16. Mai 2022 16:18

RVO

Railworker 496 16. Mai 2022 16:34



In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicke hier, um Dich einzuloggen