km63.8 schrieb:
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> ... aber es gibt Kollegen die massive Probleme
> haben ihre Kinder unterzubringen. Und wie sonst zu
> den Großeltern sollen sie nach Möglichkeit nicht
> weil sie ev. unbewusst das Virus weiter
> verbreiten. Also bleiben die Eltern zu hause.
> Spätestens wenn Lokführer oder Fahrdienstleiter
> erkrankt oder in Quarantäne sind kommt es zwingend
> zu Einschränkungen.
Das wird passieren. Für Berufe im ÖPNV soll es zwar angeblich eine Kinder-Notbetreuung geben, aber spätestens bei Erkrankungen in größerem Ausmaß wird der Bahnverkehr stark reduziert werden müssen. Es gibt ja bekanntermaßen schon im Normalzustand z.T. eklatanten Personalmangel. Ob und wie gut man sich dabei dann mit den - hoffentlich vorhandenen - Notfahrplänen an Berufspendlern und anderen Reisenden orientiert, die trotzdem auf die Bahn angewiesen sind, muß man abwarten. Dem roten EVU traue ich das eher noch zu, bei anderen EVU wird das wieder sehr unterschiedlich sein.
Worum es mir ging, war jedoch etwas anderes. Es ist jetzt vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt dafür, aber es geht mir um die Grundeinstellung in der Gesellschaft zum SPNV und zu Leuten, die darauf angewiesen sind. In den größeren Siedlungsgebieten der Schweiz ist es mittlerweile üblich, daß viele Leute keinen Pkw mehr haben, sondern sich allein auf den gut ausgebauten und verlässlichen öffentlichen Nahverkehr stützen. Da fragt m.E. keiner, warum das im Einzelfall so ist. In Ausnahmesituationen wird man natürlich auch in der Schweiz nicht zaubern können, aber man wird dort dann beim Arbeitgeber oder in der Familie sicher nicht schief angeschaut, wenn man bei Ausfall des ÖPNV/SPNV nicht mehr oder nur noch stark verspätet ans Ziel kommt. Denn es ist
normal. Hierzulande dagegen wird - von den Zentren hipper Großstädte vielleicht abgesehen - immer noch vorausgesetzt, daß man im Zweifelsfall eben auf den Pkw zurückgreift, und wer den nicht hat oder z.B. aus gesundheitlichen Gründen nicht sicher fahren kann, gilt als Außenseiter, auf den man im täglichen Leben nahezu keine Rücksicht nimmt.
Situationen wie die jetzige zeigen, daß man sich entscheiden muß: Entweder betrachtet man den SPNV auch in der Fläche genauso systemkritisch wie Wasser, Strom, Müllabfuhr und Telekommunikation. Oder man sieht ihn doch nur als „nice to have“ und als im Zweifelsfall verzichtbar an. Dann ist es aber m.E. auch nicht vertretbar, soviele Steuergelder nach dem Gießkannenprinzip hineinzustecken, wenn es am Ende vielerorts dann doch nur noch zur Schönwetterbahn reicht.
Aber: Ich schätze die harte und verantwortungsvolle Arbeit der Berufseisenbahner sehr und somit ist das
keine „Breitseite“ gegenüber denen, die auch unter schwierigen Bedingungen versuchen, den Betrieb am Laufen zu halten. Ganz im Gegenteil: Wenn die Eisenbahn als System auch in der Praxis mehr Wertschätzung und Bedeutung bekäme, würde das nicht nur den Kunden, sondern auch den Mitarbeitern helfen.
Gruß
223 061