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München – Geltendorf (1968-2019), Teil 1 (30 B)

29. Mai 2019 23:06
Hallo zusammen,


Die Strecke nach Geltendorf ist seit dem 29.9.1968 elektrifiziert, also seit bald 51 Jahren. Es dauerte ein halbes Jahrhundert, bis der weitere Verlauf bis Buchloe und darüber hinaus bis Memmingen elektrifiziert wird (so der gegenwärtige Stand). Von 1968 bis zur Betriebsaufnahme der S-Bahn im Jahre 1972 findet zwischen München und Geltendorf ein sehenswerter Mischbetrieb statt, wie wir in diesem und in weiteren Teilen sehen werden. Später ist die Strecke in erster Linie geprägt von den Baureihen 218 und 420, eigentlich bis heute (wenn man mal von der Pause des 420er zwischen 2004 und 2015 absieht). Dazwischen mischen sich morgendliche Verstärkerzüge für Berufspendler, die größtenteils von Fürstenfeldbruck nach München Hbf fahren, aber auch der SIEMENS-Zug von Fürstenfeldbruck – Siemenswerke – Solln (zeitweise nach – Großhesselohe Isartalbahnhof / bzw. – Deisenhofen)

Im Güterverkehr spielt die Strecke keine große Rolle. Es gibt Übergabezüge von Fürstenfeldbruck nach München-Laim und über viele Jahre hinweg fuhr werktags der mit einer 194 bespannte Dg 53611 Mannheim – München Ost Rbf ab Mering planmäßig über Geltendorf nach Pasing. Ansonsten werden gelegentlich auch hochwertige Reisezüge und Güterzüge von/nach Augsburg über Mering – Geltendorf umgeleitet.

Großen Dank an Paul und Manfred für deren Bilder von 1968 und aus den 70er Jahren.





Zur Übersicht eine Streckenkarte mitsamt Kilometrierung.








1.) Am 9.1.1971 verlassen 210 003 und 210 006 um 14:29 München Hbf von Gleis 17. Der Zug ist der D 362 München – Genf.





2.) Vorbei gehts an dampfenden Weichenheizungen. Der Spurplan war in diesem Bereich vom Münchner Hauptbahnhof damals noch anders und die Bahnsteige kürzer. Die beiden 210er hatten 1971 noch nicht die großen Hutzen auf dem Dach.

Um 15:59 wird der Zug seinen Halt im noch nicht mal 2 Jahre alten neuen Kemptener Hbf einlegen. Lindau Hbf wird um 17:10 erreicht sein.





3.) Wir wenden uns aber dem Nahverkehr zu und der beginnt für die Allgäuer Züge im Starnberger Flügelbahnhof. Am 28.11.1972 wartet 232 001 mit dem N 2590 nach Kempten auf Gleis 35 auf die Abfahrt um 15:20.





4.) Am 13.2.1971 ist der 2590 mit 118 048 und einer weiteren E 18 bespannt.

Der Streckenabschnitt Pasing – Geltendorf ist seit dem 28.9.1968 elektrifiziert. Bevor die S-Bahn am 28.5.1972 den planmäßigen Betrieb aufnahm, wurden neben den Vorortzügen auch die Allgäuer Nahverkehrszüge bis Geltendorf elektrisch geführt. Dort wurde dann auf Diesel umgespannt.

Hintergrund war wohl die Auslastung der Oberleitung im Vorlauf- und Probebetrieb für die S-Bahn.






5.) Wir machen einen großen Sprung ins Jahr '68 und bis an die Münchner Stadtgrenze in den Bahnhof München-Aubing. 219 001 ist mit ihrem Zug auf dem Weg nach München und legt in Aubing einen Halt ein. Es ist der 28.9.1968, ein Tag vor Fahrplanwechsel und ein Tag vor der offiziellen Inbetriebnahme der Oberleitung bis Geltendorf!

Was sonst noch auffällt: der Wagen hinter der Lok ist ein umgebauter ehemaliger TOUROPA- oder DB-Liegewagen, der spätere Bm 239, da das Fenster neben der Einstiegstüre gleich breit ist wie die Abteilfenster. Bei ihm fehlt neben den Fenstern bereits der alte Datenspiegel, die Daten waren am Langträger angepinselt. Allerdings hatte er noch keine UIC-Nummer, sondern alte 5-stellige Betriebsnummer und BD waren unter dem Keks angeschrieben, das war eine Zwischenlösung.

Desweiteren ist 1968 bereits der Hochbahnsteig für die S-Bahn fertig, wenn auch noch ohne Dach. Aber es fehlt noch die Unterführung. Wo heute der Treppenabgang ist, ist hier noch eine provisorische Rampe mit schienengleichen Übergang zum noch vorhandenen Hausbahnsteig.

Neben der Lok sind noch die Spannwerke vorhanden. Das Betongebäude im Hintergrund dürfte zur Fernmeldeabteilung der Post gehören.






6.) Eine sehr seltene Ansicht des Bahnhofsgebäudes von Aubing samt Stellwerksanbau. Es überstand noch die ersten Jahre des S-Bahnbetriebes, wurde dann aber bald abgerissen. Ironie des Schicksals: der Aubinger Güterschuppen steht bis heute. Mittlerweile als einziger zwischen München und Buchloe!






7.) Von der Stadt raus kommt 221 135 mit einem Eilzug ins Allgäu. Dahinter gab es ein Anschlussgleis, das noch bis in die 90er Jahre bestand. Zuletzt stand hier ein Gebäude der Telekom, das inzwischen aberissen wurde. Heute ist hier ein neues Wohngebiet entstanden.





8.) Die Aubinger Ausfahrt Richtung Pasing. Das Gleis im Vordergrund ist das Ladegleis, das Gleis daneben führt parallel zu den Streckengleisen bis in des Gelände der DB-Fernmeldewerkstätte an der Leienfelsstraße. Der Prellbock jenseits der Streckengleise gehört zum Schutzgleis des besagten Anschlussgleises.

Hier rollt ein Leerzug, geschoben von der Mühldorfer 212 032 durch Aubing, auf dem Weg nach Fürstenfeldbruck. Es handelt sich dabei um eine Zuggarnitur der Strecke Dachau – Altomünster. Deren Umlauf sieht wie folgt aus:

N 8353 Altomünster 5:37 – 6:41 München Hbf
Lr 35448 München Hbf 6:53 – 7:16 Fürstenfeldbruck
N 7735 Fürstenfeldbruck 7:31 – 7:58 München Hbf
N 8376 München Hbf 16:14 – 17:20 Altomünster





9.) Der Schrankenposten 2 am westlichen Ortsrand von Aubing.







10. + 11.) Der Bahnübergang war der letzte an dieser Strecke mit mechanisch bedienten Schranken. Das untere Bild entstand am 9.4.2010, dem letzten Betriebstag vor seiner Modernisierung.







12. + 13.) Der Siemenszug von Fürstenfeldbruck nach München-Solln. Der Einfachheit halber hat man beim Zielanzeiger "S27 Solln" angeschlagen.





14.) Auszug aus dem Buchfahrplan (1986) für den Siemenszug (rechts). Bis 1988 hatte der Zug die Nummer 7729, danach 8629. Der links abgebildete 7727 wird im nächsten Teil noch zu sehen sein.






15.) Im weiteren Verlauf führt die Strecke durch die Aubinger Lohe, sowie Moosschwaige und wendet sich Puchheim zu. Am 3.6.1972, also sechs Tage nach Aufnahme des S-Bahnbetriebs, rollt dieser 420er Kurzzug am Sbk 104 (km 13,5) vorbei. Nächster Halt ist Puchheim. Auf dem Mittelwagen ist deutlich der gelbe Streifen der 1. Klasse zu sehen. Die 1. Klasse hatte bei der S-Bahn aus naheliegenden Gründen keinen langen Bestand und wurde bereits am 1.10.1972 wieder abgeschafft. Die Abteile mit ihren blau-karierten Polstersitzen und dunkler Furnierholz-Imitation blieben noch lange erhalten. Später erkannte man die ehemaligen 1.-Klasse-Abteile noch an der größeren Beinfreiheit in den Sitzgruppen und an den schmaleren Einstiegsbereichen.

Die Raucherabteile bei der Münchner S-Bahn wurden 1973 abgeschafft.







16.) Der ungefähre Standpunkt im Mai 2019. 420er befahren heute werktags in den Nachmittagsstunden als S 20 die Relation Höllriegelskreuth – Grafrath und – Geltendorf. Am Wochenende gehts auf der S 4 von Geltendorf nach Trudering.








17.) 221 107 eilt mit zwei Silberlingen und einem Vorkriegspackwagen nach München.






18.) Ein Blick von oben, aus einem der neu erbauten Hochhäusern auf auf einen einfahrenden Vollzug in den Bahnhof Puchheim (12.8.1972). Etwa dort, wo sich der hintere Zugteil befindet, überquert heute die Umgehungsstraße die Bahnstrecke. Diese ersetzte in den 80er Jahren den Bahnübergang im westlichen Bahnhofsbereich. Im Hintergrund das wachsende Gewerbegebiet der aufstrebenden Gemeinde Puchheim Bahnhof. Am rechten unteren Bildrand wird in Kürze das nächste Hochhaus der Siedlung "Planie" entstehen.

Planie deshalb, weil in Puchheim Bahnhof Ende des 19. Jahrhunderts die Mülldeponie Münchens eingerichtet wurde, Hausmull-Fabrik genannt. Interessanterweise schon damals mit einer Art Wertstofftrennung. Der Müll wurde per Bahn in sogenannten Harritschwagen antransportiert, abgeladen und Wiederverwertbares auf Förderbändern aussortiert. Die Deponie wurde Ende der 1940er Jahre geschlossen.







19. + 20.) Zwei weitere Blicke aus dem Hochhaus auf die andere Seite, auf den für die S-Bahn neugestalteten Bahnhof Puchheim. Ländlichkeit trifft auf Urbanisierung. Inzwischen sind auch die Felder im Hintergrund bebaut. Hier ist nun auch der Bahnübergang zu sehen, der später zu beiden Seiten der Bahn sehr lange Staus verursachte.

Für den S-Bahnbetrieb waren ursprünglich nur die Gleise 2 und 3 vorgesehen. Der Bahnsteig an Gleis 1 wurde später noch erhöht und der Spurplan des Bahnhofs geändert, so dass Überholungen unkompliziert durchgeführt werden können.







21.) Nun stehen wir am Puchheimer Bahnübergang. Es ist der 9.4.1971 (Karfreitag) und 144 012 fährt ohne Halt durch den Bahnhof Puchheim. Höchstwahrscheinlich hat sie den E 1631 aus Freiburg (Brsg) am Haken, der auch in Geltendorf (um 13:22) von Diesel- auf Ellok umgespannt wurde. Dieser Zug hielt um 13:35 in Fürstenfeldbruck und dann erst wieder in Pasing um 13:47.





22.) Der Nachsschuss zeigt den Vorkriegspackwagen am Zugschluss und davor ein AByse. Zwischen den Silberlingen ist auch ein Mitteleinstiegswagen Bym eingereiht. Das Bahnsteigdach vom neuen Mittelbahnsteig ist noch nicht fertiggestellt. Der Hausbahnsteig ist noch im Ursprungszustand. Von den Hochhäusern am anderen Bahnhofsende ist im Frühjahr 1971 noch keine Spur zu sehen!





23.) Ansicht des Bahnhofs in Richtung München.






24.) Eine ähnliche Ansicht aus dem Jahr 2005. Ganz hinten sieht man die schon erwähnte Brücke der Umgehungsstraße. Mit dem Rückbau des Bahnübergangs wurde an dessen Stelle eine breite Unterführung für Radfahrer und Fußgänger gebaut. Von dieser Unterführung gelangt man nunmehr auch auf den Mittelbahnsteig, was eine Verlegung des Treppenabgangs nötig machte. Vom Bahnsteigende führt nun eine horizontale Verlängerung bis zum Treppenbeginn.

Hier ist nun auch der erhöhte Bahnsteig von Gleis 1 im Bild. Die Lampenmasten und Stützen des Bahnsteigdachs waren in Puchheim in der Kennfarbe Grün gestrichen. Die Farbfolge der Tunnelbahnhöfe Rosenheimer Platz (gelb), Isartor (grün), Marienplatz (orange), Karlsplatz Stachus (blau), Hauptbahnhof (rot) setzte sich auch auf den Aussenstrecken fort und wiederholte sich dementsprechend: Hackerbrücke (gelb), Donnersbergerbrücke (grün), Laim (orange), Pasing (blau), Leienfelsstraße (rot), Aubing (gelb), Puchheim (grün), Eichenau (orange), Fürstenfeldbruck (blau), Buchenau (rot), Schöngeising (gelb). Grafrath tanzte aus der Reihe und war blau statt grün. Türkenfeld und Geltendorf hatten überhaupt keine Kennfarbe.






25.) Das neue Bahnhofsgebäude mit Fdl-Stellwerk. Vorne war ursprünglich der Treppenabgang zum Mittelbahnsteig.






26.) Vergleichsansicht von 2015. Das Mosaik ist noch vorhanden, inzwischen sogar hinter Glas. Wo einst der Treppenabgang war, ist nun ein Fahrradständer.






27.) Dieser schematische Plan soll die Spurplanänderung in den 80er Jahren verdeutlichen. Ansich wurden lediglich die Weichenverbindungen zwischen den Streckengleisen verschoben, so dass in beiden Richtungen überholt werden kann, ohne das Gegengleis zu blockieren. Diese Art von Spurplan war häufig auch schon bei der Bay. Staatsbahn üblich, wie z. B. im Bahnhof Grafrath.





28.) So sah die Überholung einer S-Bahn im Jahre 1972 aus. 210 002 mit dem D 362 nach Genf muss von München kommend ganz rüber nach Gleis 1, wo noch der niedrige alte Bahnsteig liegt. Auf Gleis 3 steht die zu überholende S-Bahn nach Geltendorf. Ursprünglich war auch der hintere Führerstand zur Zugabfertigung besetzt.





29.) Die gleiche Ansicht im Jahr 2004. 420 039 ist auf dem Weg nach München Ost. Seit 1986 hat auch Gleis 1 einen erhöhten S-Bahnsteig. Richtung München erfolgen Überholungen nun über Gleis 2. Wird eine S-Bahn stadtauswärts überholt, so fährt sie nach Gleis 2 und der überholende Zug fährt durch Gleis 3.






30.) Zuletzt noch der 210-bespannte TEE 66 Bavaria, noch ganz am Beginn seiner Fahrt nach Zürich, am 3.6.1972 kurz vor Puchheim.





So weit für heute. Fortsetzung folgt bei nächster Gelegenheit.


Viele Grüße,
Georg



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.05.19 23:21.
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München – Geltendorf (1968-2019), Teil 1 (30 B)

doku-des-alltags 3669 29. Mai 2019 23:06

Re: München – Geltendorf (1968-2019), Teil 1 (30 B)

KBS962 1054 29. Mai 2019 23:37

Re: München – Geltendorf (1968-2019), Teil 1 (30 B)

JonasH 974 30. Mai 2019 19:07

Re: München – Geltendorf (1968-2019), Teil 1 (30 B)

KBS-973 840 24. Juni 2019 12:33



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