Re: Thema LKW - Welches Verkehrsaufkommen für die Bahn gäbe es den?
| 23. Oktober 2021 21:15 |
Hallo Railworker,
Das ist wohl richtig, aber wer bzw. welche Firma gibt es an der Strecke zwischen München und Garmisch, die ein nennenswertes Verkehrsaufkommen hätte? Im Großen und Ganzen ist das Verkehrsaufkommen meiner Meinung nach im genannten Gebiet nicht besonders groß... Sieht man ja auf der A95: Dort fahren im Vergleich zu anderen Autobahnen viel weniger Lkw's... Ich lasse mich aber gern eines Besseren belehren
Über die Thema Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene mach mir schon länger Gedanken... Um dabei etwas strukturiert vorzugehen, würde ich vorschlagen, dass wir uns kurz die folgenden Hauptgütergruppen (siehe Verkehr in Zahlen 2020/21 [www.bmvi.de] Seite 248) anschauen:
- Land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse: Südlich von München wird hauptsächlich Milchviehwirtschaft betrieben, d.h. im Gegensatz zu Ackerbauregionen ist das Verkehrsaufkommen deutlich geringer. Eingeschlagenes Holz wäre vielleicht ein nennenswertes Verkehrsaufkommen, aber das wird m.W. zum Großteil direkt in die umliegenden Sägewerke (z.B. Landsberg) gefahren, d.h. die kurze Entfernung ist auch nicht gerade "bahntauglich"....
- Kohle, Rohöl, Erdgas: Für die beiden ersten gibt es weder Erzeuger noch Verbraucher... Und das Erdgas z.B. für Garmisch kommt per Pipeline.
- Kokerei- und Mineralölerzeugnisse: Man könnte evtl. die Tankstellen vor Ort mit Benzin und Diesel und die Haushalte mit Heizöl versorgen.
- Konsumgüter zum kurzfristigen Verbrauch: Hier wäre ein Potential, wenn man die Supermärkte etc. per Bahn beliefern würde... In diesem Segment ist die Logistik von Coop in der Schweiz ein sehr gutes Beispiel. Solche Systeme funktionieren aber m.E. nur in Ballungsräumen besonders gut... Aber der Landkreis GaP hat jetzt nicht gerade besonders viele Einwohner...
- Chemische und Mineralerzeugnisse: Für ersteres gibt es kaum Abnehmer oder Produzenten im genannten Gebiet... In Oberau wäre z.B. die Firma Langmatz, welche mit ihren Spritzgussmaschinen Kunststoffteile erzeugt. Die notwendigen Granulate könnte man mit der Bahn anliefern... Aber ob das signifikante Mengen sind...? Auch stellt Langmatz Kanaldeckel her, deren Rohstoffe (Stahl und Beton) man sicherlich mit der Bahn transportiert werden könnten... Interessant wird es vielleicht noch bei den Baustoffen die m.W. auch in diese Kategorie fallen. D.h. Zement (für Beton) und Ziegel. Aber wirklich viel wird hier in der Gegend auch nicht gebaut, sieht man ja u.a. an den Immobilienpreisen... In diese Kategorie fallen auch Düngemittel für die Landwirtschaft. Wie aber bereits oben geschrieben, ist deren Verbrauch aufgrund der Milchviehwirtschaft hier in der Gegend deutlich geringer als anderswo, dementsprechend wird hierher auch kaum etwas angeliefert werden.
- Metalle und Metallerzeugnisse: Da fällt mir (neben der bereits beschriebenen Firma Langmatz) die Firma Zarges in Weilheim ein, aber produzieren die noch vor Ort? Die könnte man evtl. mit Alublechen versorgen... Andere Mittelständler gibt es zwar an den Orten entlang der Bahnstrecke, aber m.W. sind da keine wirklich großen Firmen dabei... D.h. das Verkehrsaufkommen ist auch eher gering einzuschätzen...
- langlebige Konsumgüter: Autos, Möbel, Waschmaschinen u.a. werden zwar konsumiert, aber in der Größenordnung, dass sich ein Bahntransport rentiert? Hersteller gibt es aber keine, die ein nennenswertes Verkehrsaufkommen haben...
- Sekundärrohstoffe, Abfälle: Hier gäbe es sicher ein Potential. Der Müll muss ja irgendwo hin... Ein Teil des Restmülls vom Landkreis GaP wird z.B. nach Ingolstadt gefahren (https://www.mva-ingolstadt.de/zahlen-und-fakten/einzugsgebiet.html). Dass das klappen kann, sieht man ja bei mehreren Landkreisen in der Oberpfalz und in Niederbayern.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es aufgrund der Ausrichtung der Region südlich von München auf den Dienstleistungssektor und einer kaum vorhandenen Industrie, sowie keinen nennenswerte Rohstoffvorkommen, nur ein sehr geringes Verkehrsaufkommen zu verzeichnen ist... Nichtsdestotrotz sollten die vorhandenen Potentiale aufgegriffen werden. D.h. ein, zwei kleine, aber günstig gelegene Umschlagpunkte z.B. in Weilheim und Garmisch könnten ihren Beitrag für die Verkehrswende leisten. Man könnte beispielsweise die Region mit Baustoffen (Zement, Ziegel), Mineralölerzeugnissen (Benzin, Diesel, Heizöl) versorgen und auf dem Rückweg Müll und evtl. bei einem entsprechenden Aufkommen Holz zurücktransportieren...
Diese Umschlagpunkte sollten meiner Meinung nach, aber nicht an den vorhandenen Bahnhöfen platziert werden. Die meisten liegen einfach zu nahe an den Zentren und damit zieht man sich nur den Verkehr wieder rein. Stattdessen sollten diese Umschlagpunkte an den Rändern, wo es eh schon Gewerbegebiete gibt, platzieren. Ich denke da z.B. an die Loisachauen bei Garmisch/Burgrain (hier [www.openstreetmap.org])... Eine Ausweichanschlussstelle mit gut zugänglicher Ladestraße könnte das direkt dort anwesende Gewerbe (Entsorgung und Betonwerk) versorgen...
Viele Grüße,
EP3/5 der die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.10.21 14:59.
Das ist wohl richtig, aber wer bzw. welche Firma gibt es an der Strecke zwischen München und Garmisch, die ein nennenswertes Verkehrsaufkommen hätte? Im Großen und Ganzen ist das Verkehrsaufkommen meiner Meinung nach im genannten Gebiet nicht besonders groß... Sieht man ja auf der A95: Dort fahren im Vergleich zu anderen Autobahnen viel weniger Lkw's... Ich lasse mich aber gern eines Besseren belehren
Über die Thema Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene mach mir schon länger Gedanken... Um dabei etwas strukturiert vorzugehen, würde ich vorschlagen, dass wir uns kurz die folgenden Hauptgütergruppen (siehe Verkehr in Zahlen 2020/21 [www.bmvi.de] Seite 248) anschauen:
- Land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse: Südlich von München wird hauptsächlich Milchviehwirtschaft betrieben, d.h. im Gegensatz zu Ackerbauregionen ist das Verkehrsaufkommen deutlich geringer. Eingeschlagenes Holz wäre vielleicht ein nennenswertes Verkehrsaufkommen, aber das wird m.W. zum Großteil direkt in die umliegenden Sägewerke (z.B. Landsberg) gefahren, d.h. die kurze Entfernung ist auch nicht gerade "bahntauglich"....
- Kohle, Rohöl, Erdgas: Für die beiden ersten gibt es weder Erzeuger noch Verbraucher... Und das Erdgas z.B. für Garmisch kommt per Pipeline.
- Kokerei- und Mineralölerzeugnisse: Man könnte evtl. die Tankstellen vor Ort mit Benzin und Diesel und die Haushalte mit Heizöl versorgen.
- Konsumgüter zum kurzfristigen Verbrauch: Hier wäre ein Potential, wenn man die Supermärkte etc. per Bahn beliefern würde... In diesem Segment ist die Logistik von Coop in der Schweiz ein sehr gutes Beispiel. Solche Systeme funktionieren aber m.E. nur in Ballungsräumen besonders gut... Aber der Landkreis GaP hat jetzt nicht gerade besonders viele Einwohner...
- Chemische und Mineralerzeugnisse: Für ersteres gibt es kaum Abnehmer oder Produzenten im genannten Gebiet... In Oberau wäre z.B. die Firma Langmatz, welche mit ihren Spritzgussmaschinen Kunststoffteile erzeugt. Die notwendigen Granulate könnte man mit der Bahn anliefern... Aber ob das signifikante Mengen sind...? Auch stellt Langmatz Kanaldeckel her, deren Rohstoffe (Stahl und Beton) man sicherlich mit der Bahn transportiert werden könnten... Interessant wird es vielleicht noch bei den Baustoffen die m.W. auch in diese Kategorie fallen. D.h. Zement (für Beton) und Ziegel. Aber wirklich viel wird hier in der Gegend auch nicht gebaut, sieht man ja u.a. an den Immobilienpreisen... In diese Kategorie fallen auch Düngemittel für die Landwirtschaft. Wie aber bereits oben geschrieben, ist deren Verbrauch aufgrund der Milchviehwirtschaft hier in der Gegend deutlich geringer als anderswo, dementsprechend wird hierher auch kaum etwas angeliefert werden.
- Metalle und Metallerzeugnisse: Da fällt mir (neben der bereits beschriebenen Firma Langmatz) die Firma Zarges in Weilheim ein, aber produzieren die noch vor Ort? Die könnte man evtl. mit Alublechen versorgen... Andere Mittelständler gibt es zwar an den Orten entlang der Bahnstrecke, aber m.W. sind da keine wirklich großen Firmen dabei... D.h. das Verkehrsaufkommen ist auch eher gering einzuschätzen...
- langlebige Konsumgüter: Autos, Möbel, Waschmaschinen u.a. werden zwar konsumiert, aber in der Größenordnung, dass sich ein Bahntransport rentiert? Hersteller gibt es aber keine, die ein nennenswertes Verkehrsaufkommen haben...
- Sekundärrohstoffe, Abfälle: Hier gäbe es sicher ein Potential. Der Müll muss ja irgendwo hin... Ein Teil des Restmülls vom Landkreis GaP wird z.B. nach Ingolstadt gefahren (https://www.mva-ingolstadt.de/zahlen-und-fakten/einzugsgebiet.html). Dass das klappen kann, sieht man ja bei mehreren Landkreisen in der Oberpfalz und in Niederbayern.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es aufgrund der Ausrichtung der Region südlich von München auf den Dienstleistungssektor und einer kaum vorhandenen Industrie, sowie keinen nennenswerte Rohstoffvorkommen, nur ein sehr geringes Verkehrsaufkommen zu verzeichnen ist... Nichtsdestotrotz sollten die vorhandenen Potentiale aufgegriffen werden. D.h. ein, zwei kleine, aber günstig gelegene Umschlagpunkte z.B. in Weilheim und Garmisch könnten ihren Beitrag für die Verkehrswende leisten. Man könnte beispielsweise die Region mit Baustoffen (Zement, Ziegel), Mineralölerzeugnissen (Benzin, Diesel, Heizöl) versorgen und auf dem Rückweg Müll und evtl. bei einem entsprechenden Aufkommen Holz zurücktransportieren...
Diese Umschlagpunkte sollten meiner Meinung nach, aber nicht an den vorhandenen Bahnhöfen platziert werden. Die meisten liegen einfach zu nahe an den Zentren und damit zieht man sich nur den Verkehr wieder rein. Stattdessen sollten diese Umschlagpunkte an den Rändern, wo es eh schon Gewerbegebiete gibt, platzieren. Ich denke da z.B. an die Loisachauen bei Garmisch/Burgrain (hier [www.openstreetmap.org])... Eine Ausweichanschlussstelle mit gut zugänglicher Ladestraße könnte das direkt dort anwesende Gewerbe (Entsorgung und Betonwerk) versorgen...
Viele Grüße,
EP3/5 der die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.10.21 14:59.
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