Ich sage mal „Jein“.
Vieles hängt - etwas polemisch ausgedrückt - mit dem „System Deutschland“ insgesamt zusammen. EP3/5 und ich hatten ja oben einige Einflußfaktoren genannt. Man will eigentlich Gutes bewirken, erschafft aber immer komplexere Regeln und Vorschriften. Das führt zu unerwarteten Nebenwirkungen. Dazu bräuchte man dann immer mehr qualifizierte Leute, um das immer höhere Level der Anforderungen noch zu beherrschen. Stattdessen greift der Fachkräftemangel um sich und erfahrene Mitarbeiter, die den Laden in den letzten Jahrzehnten am Laufen hielten, gehen scharenweise in Rente. Somit geht auch Wissen verloren bzw. wird nicht ausreichend weitergegeben. Und Entscheidungen werden heute oft von fachfremden Personen oder Gremien getroffen. Gleichzeitig steigen durch die ausufernde Komplexität der vielfältigen Anforderungen auch stark die Kosten, was wiederum zu erhöhtem Kostendruck von außen führt.
Daß DB Netz die Koordination der Baustellen offenbar deutlich verbessert hat, muß man natürlich lobend anerkennen.
Dennoch behaupte ich, daß die Bahnreform sich negativ auf die Art des Bauens auswirkt. Ein integriertes Eisenbahnunternehmen, daß sich sowohl um das Fahren der Züge als auch um die Entscheidung, welche Züge man für die Reisenden nach deren Bedarf verkehren lässt, und zusätzlich auch um die eigene Infrastruktur und die dort erforderlichen Baumaßnahmen kümmert, wird m.E. andere Entscheidungen treffen, als wenn diese drei Bereiche auf organisatorisch nahezu vollständig getrennte Einheiten aufgeteilt sind, die unternehmerisch jeweils unabhängig agieren und jeweils eigene, kleinteilige unternehmerische Ziele haben, welche bei weitem nicht immer mit dem ursprünglichen volkswirtschaftlichen Sinn des „Systems Bahn“ übereinstimmen.
Gruß
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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.10.19 19:24.