Habe ich das behauptet?

Punkt 1:
Daß die Vollsperrungen von Bahnstrecken durch die Verantwortlichen zum Spaß geschehen, habe ich nirgends behauptet. Sondern ich sprach von geänderten Rahmenbedingungen. Damit meinte ich unter anderem die von Dir angesprochenen Aspekte. Aber auch die Zulässigkeit von Nachtarbeiten, verschärfter Lärmschutz, Zulässigkeit einer größeren Anzahl von Fahrten auf Befehl usw. Und natürlich auch, daß Bauarbeiten unter Vollsperrung kostengünstiger sind. So ehrlich muß man sein. Du sprachst ja die Streckenbelastung als Kriterium an. Damit setzt man einen Teufelskreis in Gang, denn mit häufigen Vollsperrungen wird man die Auslastung nicht gerade steigern können.

Punkt 2:
Die Eisenbahn ist dann am sichersten, wenn sie gar nicht fährt. Das kann und darf aber doch wohl nicht das Ziel sein! Vor allem: Wie sicher ist ein SEV für die Fahrgäste im Vergleich zum Bauen unter rollendem Rad? Wie qualifiziert sind die Busfahrer? Und wie sicher sind zum Beispiel die Arbeiter an einer Autobahn oder Fernverkehrsstraße, die Bauarbeiten bei dichtem Straßenverkehr incl. Schwerlast-Lkw durchführen müssen? Kommt man da auch auf die Idee häufiger Vollsperrungen? Und wie sind da die Unfallzahlen? Wurden da die Vorschriften gleichermaßen verschärft? Man muß immer alle konkurrierenden Verkehrsträger betrachten, sonst macht es keinen Sinn.

Mehr fällt mir dazu im Moment nicht ein. Ich habe ähnliche Statements schon öfter gehört und kann teilweise leider nur mit dem Kopf schütteln. Die Sichtweise der einzelnen Fachgruppen ist mir viel zu eingeschränkt. Daran krankt das Eisenbahnwesen und auch die Verkehrspolitik insgesamt. Man verzettelt sich in immer mehr komplexen Vorschriften, die man in der Praxis dann aber gar nicht mehr einhalten kann. Und man verliert dabei die eigentlichen Gesamt-Ziele aus den Augen.

Gruß
223 061


Edit: Einen wichtigen Gedanken habe ich doch noch: Der Grundsatz bei der Bahn hieß immer „Sicherheit geht vor Pünktlichkeit“. Der Grundsatz hieß aber bisher nie „Sicherheit geht vor Durchführung von Eisenbahnbetrieb“. Wenn ich mir die von Dir bereitgestellten Links ansehe, dann geht das aber nun genau in diese Richtung. Und das kann es nicht sein. Die Zerstückelung des deutschen Eisenbahnwesens fördert solche Entwicklungen. Wenn die einen nur für das Bauen und die anderen nur für das Fahren bestellter Leistungen zuständig sind und dann wiederum ein Aufgabenträger für die Bestellung von Leistungen, dann wird jeder für sich die eigenen Ziele definieren. Dadurch besteht immer die Gefahr, daß der eigentliche Sinn des gesamten Systems Eisenbahn aus dem Blick gerät.


EP3/5 schrieb:
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> Hallo 223 061,
>
> Es werden doch keine Strecken zum Spaß gesperrt.
> In den letzten 25 Jahren haben sich die
> Arbeitssicherheits-Vorschriften zum Arbeiten im
> Gleis deutlich verschärft, um die Anzahl der
> Unfälle im Gleisbereich zu senken. Und die
> Maßnahmen war erfolgreich:
>

Quote
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
> ...wird durch den Rückgang der mittleren Anzahl
> der pro Jahr bei Arbeiten in Gleisbereichen
> tödlich verletzten Versicherten von 5,57 Personen
> (Zeitraum 1992 1996) auf 2,13 Personen (Zeitraum
> 1997 2004) je 10.000 Vollarbeiter deutlich.
>

> Quelle:
> [www.dguv.de]
> Seite 35f
>
> Damit hat sich doch schon einiges im deutschen
> Eisenbahnwesen zum Guten hin entwickelt
>
> Die Gleissperrung hat immer Priorität vor anderen
> Sicherungsmaßnahmen, da sie die Gefahr durch
> fahrende Züge beseitigt! Die Entscheidung über die
> Gleissperrung ist anhand einer Gefährdungsanalyse
> zu treffen. Auf die Sperrung darf nur dann
> verzichtet werden, wenn triftige Gründe vorliegen,
> wie z. B. große Streckenbelastungen. Die Deutsche
> Gesetzliche Unfallversicherung hat dazu ein
> umfangreiches Merkblatt herausgegeben:
> [www.uv-bund-bahn.de]
> In dem ist auf Seite 37 eine Übersicht zur
> Festlegung der Sicherungsmaßnahmen zu sehen.



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.10.19 19:05.