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SchwandorferWer sich noch erinnern kann: Bereits 2015 wurde ein Konzept vorgestellt, wo 20 neue Zugangsstellen an Bahnstrecken in Bayern entstehen sollen. [
beg.bahnland-bayern.de]
Irgendwie ist es aber ruhig um das Projekt geworden. Werden die groß angekündigten Planungen überhaupt noch verfolgt?
Zwischen Freilassing und Berchtesgaden soll der in der „Stationsoffensive“ genannte neue Haltepunkt
Bad Reichenhall Nord laut Bayerischer Eisenbahngesellschaft BEG (
Ausbaumaßnahmen Freilassing - Berchtesgaden, Stand 2018), Landkreis Berchtesgadener Land (
Mobilitätskonzept März 2018, Seite 308 - Achtung, großes PDF) und DB Station & Service (
Bau-Informations-Dialog (BID) Regionalbereich Süd 24.07.2018, Seite 11) im Dezember 2021 in Betrieb genommen werden. Bei der Wiederinbetriebnahme des Haltepunkts
Winkl an derselben Verbindung sind sich die Quellen nicht ganz einig; die BEG nennt auch hier Dezember 2021, der Landkreis keinen Termin und DB Station & Service Dezember 2022. Eine Finanzierungszusage des Freistaats Bayern gibt es ferner für einen neuen Haltepunkt
Bad Reichenhall Mitte, wofür aber kein Inbetriebnahmetermin benannt ist.
Während die Haltezeit in Bad Reichenhall Nord bei heute etwa 18 Minuten Fahrzeit Freilassing–Bad Reichenhall fahrplantechnisch relativ problemlos „aufgefangen“ werden kann, können die beiden südlich des Bahnhofs Bad Reichenhall gelegenen Halte Bad Reichenhall Mitte und Winkl nur bedient werden, wenn die Fahrzeit Bad Reichenhall–Berchtesgaden die heutigen rund 27 Minuten nicht wesentlich überschreitet. Dazu soll vor allem der technisch ungesicherte Bahnübergang in Kilometer 2,4 entweder aufgelassen oder mit Halbschranken gesichert werden. Letzteres würde aufgrund der beengten Lage – die bahnquerende Straße Wappachweg mündet direkt nördlich des Gleises in die B 20 – offenbar nur mit einer Ampelanlage auf der bahnparallelen Bundesstraße möglich wäre. Über
mögliche Lösungen wird seit ca. 20 Jahren diskutiert.
Der in der „Stationsoffensive“ genannte neue Haltepunkt
Weilheim Au (in manchen Ankündigungen auch
Weilheim Süd genannt) an der Strecke Weilheim–Peißenberg (–Schongau) wurde lokal überwiegend abgelehnt. So hat der Stadtrat Weilheim am 1. März 2018 mit 18:12 Stimmen gegen den Beginn des Planfeststellungsverfahrens gestimmt (
Weilheimer Tagblatt 2. März 2018,
Kreisbote Weilheim-Schongau] 6. März 2018). Die BEG bzw. der Freistaat verfolgen die Pläne entsprechend nicht weiter.
Der ebenfalls in der „Stationsoffensive“ genannte neue Haltepunkt
Coburg-Beiersdorf an der Strecke nach Rodach soll laut Presseberichten (
Neue Presse Coburg,
Coburger Tageblatt jeweils vom 6. Juni 2019) im Dezember 2020 in Betrieb genommen werden. DB Station & Service nannte im
Bau-Informations-Dialog (BID) 24.07.2018 (Seite 11) noch Juni 2020. Fahrplantechnische Bedingung für die Bedienung des Haltepunkts ist die technische Sicherung der Bahnübergänge Rodacher Straße und Friedrich-Rückert-Straße mit Halbschranken.
Weiden Nord und
Weiden-Rehbühl aus der „Stationsoffensive“ tauchen im
Bau-Informations-Dialog (BID) 24.07.2018 (Seite 11) der DB Station & Service gar nicht auf. Zumindest Ende 2015 waren sie in der damaligen BID-Präsentation noch enthalten. Mir ist unbekannt, was seither passiert ist, zumal Weiden-Rehbühl eine herausragende Fahrgastprognose hatte (siehe unten).
In
Ergolding zwischen Landshut und Plattling sind die Pläne für einen neuen Haltepunkt aufgegeben worden. Im Mai 2017 gab die Gemeinde Ergolding in ihrem
„Marktboten“ (Seite 2) bekannt, dass „die Deutsche Bahn“ der Rathausverwaltung mitgeteilt hat, dass „der geplante Bahnhaltepunkt in Ergolding auf absehbare Zeit nicht weiter verfolgt [wird]. Grund ist eine durchgeführte Fahrbahnverträglichkeitsprüfung, welche leider negativ ausfiel.“ Gemeint war sicher der Fahrplan, nicht die Fahrbahn: Die Fahrzeit zwischen Landshut und dem Kreuzungsbahnhof Landau (Isar) beträgt aktuell meist 28 Minuten.
Für den „Stationsoffensive“-Haltepunkt
Straubing Hafen (oder
Straubing Sand oder ggf.
Hunderdorf; scheint noch offen) an der Strecke Straubing–Bogen wurden 2018
vorbereitende Maßnahmen (Grundstückstausch, Zuwegung) durchgeführt. Laut
Straubinger Tagblatt vom 3. Januar 2019 gibt es nun aber (nicht näher benannte) technische Schwierigkeiten, wodurch die DB den Haltepunkt frühestens 2023 fertigstellen könne.
Die in der „Stationsoffensive“ genannten neuen Halte zwischen Buchloe und Füssen, also
Kaufbeuren-Haken,
Marktoberdorf Nord und
Füssen West, sollen gemäß Aussage des bayerischen Verkehrsministers Dr. Hans Reichhart beim Verkehrsdialog Ostallgäu (
Kreisbote, 1. März 2019) bis Ende 2022 fertiggstellt werden. Ende 2024 soll ein Haltepunkt
Kaufbeuren-Neugablonz folgen. DB Station & Service nannte im
Bau-Informations-Dialog (BID) 24.07.2018 (Seite 11) noch Ende 2021 für Füssen West und Kaufbeuren-Haken sowie Ende 2022 für Kaufbeuren-Neugablonz und Marktoberdorf Nord. Letzterer ist laut DB abhängig von einem „Projekt Marktoberdorf“, mutmaßlich Bahnübergangsanpassungen.
Zwischen Memmingen und Lindau ist der Bau der Haltepunkte
Hergensweiler,
Schlachters,
Weißensberg,
Lindau-Oberreitnau und
Lindau-Aeschach aus der „Stationsoffensive“ sowie weiterer Halte in
Memmingen Berufsbildungszentrum und
Buxheim ist laut DB eine Umsetzung
„zeitnah nach Abschluss des Streckenausbaus“, also ab 2021, vorgesehen. DB Station & Service nannte im
Bau-Informations-Dialog (BID) 24.07.2018 (Seite 11) je nach Station Ende 2022 bzw. Ende 2023.
Allgemein ist zu diesem Thema auch die 2017 verfasste
Antwort der Obersten Baubehörde im Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr auf eine schriftliche Anfrage des Landtagsabgeordneten Markus Ganserer (Bündnis 90/Die Grünen) interessant:
In Abschnitt 3a stehen die Fahrgastprognosen der BEG für die 20 in der ursprünglichen „Stationsoffensive“ enthaltenen Halte, in Abschnitt 3b die prognostizierten Baukosten. Weiden-Rehbühl hat mit 1.150 Fahrgästen pro (Wochen-)Tag die mit Abstand höchste Fahrgastprognose, gefolgt von Würzburg-Heidingsfeld Ost (690), Würzburg-Heidingsfeld West (520) und Aschaffenburg Ost (500).
In Abschnitt 2a wird knapp auf die Prognose und tatsächliche Fahrgastentwicklung von 35 seit 1996 reaktivierter oder neu gebauter Halte eingegangen. Auffälligerweise lag das tatsächliche Aufkommen (mit Datenstand maximal 2016, eher älter) bei 20 der 35 Haltepunkte über 30 % unter dem prognostizierten Aufkommen, darunter Neustadt (Waldnaab), Feilitzsch, Regensburg-Burgweinting, Coburg Nord und Rödental Mitte. Auffällig ist der Haltepunkt Rammingen (Bay) im Allgäu, der demnach ca. 15 Jahre nach der Reaktivierung von weniger als 61 Fahrgästen pro Tag genutzt wird.
Bei zehn Halten lag das Aufkommen im Rahmen von +/- 30 % zur Prognose, während die tatsächliche Nutzung die Prognose für Julbach, St. Alban, Rosenheim Hochschule, Weißenhorn und Hinrichsegen um je mehr als 30 % überstieg.
Grüße,
Georg
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.09.19 00:31.