Servus,
doch nochmal zwei Antworten: Nein, es hat nicht eine halbe Stunde gedauert, bis so ein mit Munition etc beladener Zug bei einem anrückenden Luftangriff auf die freie Strecke raus war. Damals(R) war man in so einer Situation sehr viel pragmatischer als heute. Damals(R) wurde nicht extra eine Fplo von der "Betriebszentrale" angefordert. Das war völlig egal. Damals(R) wurden wegen Gefahr im Verzug nicht einmal Befehle ausgestellt. Der Fahrdienstleiter wusste, welches Streckengleis frei war. Bei Luftalarm wurde eh der Zugverkehr in Richtung bedrohter Knoten eingestellt, weil man ja keinen Zug überflüssigerweise in den Bereich der erwartenden Bombardierung bringen wollte. Es gab einen mündlichen Befehl vom Fdl an den Weichenwärter, den Fahrweg einzustellen und zu sichern, danach bekam das Zugpersonal einen mündlichen Auftrag, das war es dann. "Gefahr im Verzug", komplett an der FV vorbei, aber lebensrettend. Gut, die benachbarten Betriebsstellen wurden auch informiert, soweit dies noch möglich war. Ein ähnliches Vorgehen war übrigens schon in Friedenszeiten bei Bränden oder ähnlichen Ereignissen an Zügen mit Gefahrgut üblich. Wagen mit diesen Ladungen waren schon damals gekennzeichnet. Statt der heute üblichen orangen Warntafeln gab es zwei Tafeln zum Einstecken in die Halter für die Zugschlußsignale: ein weißes P auf schwarzem Grund für Sprengstoffe sowie ein schwarzes Totenkreuz auf weißem Grund für giftige Ladungen, inklusive solcher Kesselwagen, die entleert, aber nicht gereinigt waren.
Und zum Thema "Schutz der Bebauung": schon mal überlegt, wann das war? Am 16. April 1945, 22 Tage vor der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands. Weiden wurde am 22.04.1945 von den Amerikanern besetzt. Also Tage vor dem Kriegsende in Weiden (Oberpfalz). Die Deutschen waren - nicht nur durch den amerikanischen und englischen Rundfunk - gut über die militärische Lage informiert. Auch der tägliche Lagebericht des Oberkommando der Wehrmacht im "Großdeutschen Rundfunk" war die ganze Zeit über vergleichsweise ehrlich. Und auch ein großer Marsch von Wehrmachts-Einheiten weg von der Front war ein sicheres Zeichen, das es bald vorbei war. Den allermeisten Deutschen war zu diesem Zeitpunkt schon längst klar, dass Deutschland keinen Endsieg erringen wird. Den allermeisten Deutschen war zu diesem Zeitpunkt schon längst klar, das es ein Leben nach dem zweiten Weltkrieg geben muß. Und da besteht ein vitales Interesse am Erhalt der Bebauung. Die Kriegsschäden durch die Bombardierungen und sonstige Kampfhandlungen waren bekannt, jeder war froh, wenn er noch eine heile Wohnung hatte. Weißt Du, wo dieser Lokführer wohnte? Vielleicht hätte die Explosion des Zuges ja auch seine bisher unversehrte Wohnung zerstört. Was die Bevölkerung über diesen Lokführer denkt, wenn er sich in so einer Situation einfach so verpiist, um sein Leben zu retten, möchte ich nicht wissen. Aber angenehm ist das Leben danach sicher nicht.
MfG Martin Pfeifer
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Lieber Blech- als Plastikspielzeuge!
