Daß dies eine emotionale Diskussion wird, damit habe ich schon fast gerechnet. Ich bin auch nicht sicher, welche der Antworten mir gelten und welche dem verlinkten Artikel. Ich kann das aber so jedenfalls nicht ganz stehenlassen:
Punkt 1:
Der Ausgangsbeitrag betrachtet die Dinge nicht "vom Schreibtisch aus", wie mir unterstellt wurde, sondern aus der Sicht eines regelmäßigen Bahn-Fahrgastes (auch zu beruflichen Zwecken), der schon seit langem (und zumindest bisher noch!) eine BC50 besitzt. Das vorweg.
Punkt 2:
In meinem Ausgangsbeitrag habe ich bewusst nur
einen Satz aus dem verlinkten Artikel zitiert, dabei ging es mir
ausschließlich um die heute oft festzustellende Dauer bis zur Organisation einer Weiterbeförderung nach dem Liegenbleiben eines Zuges (oder in ähnlichen Situationen). Der eine Fall diente mir nur als Beispiel. Ich habe weder etwas zur Klimaanlage erwähnt (die bei kaputtem Zug natürlich logischerweise nicht geht), noch habe ich den Ablauf vor der Evakuierung kritisiert. Ich habe auch nicht "krakeelt" oder mit Anzeigen gedroht, warum also steht das in einer Antwort auf meinen Beitrag? Oder war das nur falsch angehangen? Viele Stammkunden im Personen- und Güterverkehr drohen aber - gerade derzeit - sehr wohl mit Abwanderung zu anderen Verkehrsträgern, oder sie sind bereits seit langem abgewandert bzw. waren trotz bestehender Möglichkeit noch nie Bahnkunde (siehe Verkehrsträger-Anteil). Wer das nicht wahrnimmt, der steckt den Kopf in den Sand.
Punkt 3:
Daß die benötigte Zeitdauer in solchen Fällen ihre Gründe hat, das bezweifle ich nicht. Aber das allein macht es halt trotzdem noch nicht hinnehmbar, zumindest nach meinem (vielleicht etwas altmodischen?) Verständnis des Systems Bahn.
Punkt 4:
Fast immer, wenn ich in Eisenbahn-Foren aus Fahrgastsicht auch nur leise Kritik übe, dann fühlen sich gleich Eisenbahner angegriffen.
Warum eigentlich? Wenn man sich etwas mit der Materie beschäftigt, dann wird doch ganz schnell klar, daß fast immer die
derzeit herrschenden verkehrspolitischen, organisatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen das Problem sind, und
nicht die hart arbeitenden Eisenbahner vor Ort. Warum also immer gleich diese Emotionalität?
Punkt 5:
Daß die Eisenbahner selbst vor Ort an der Situation - auch bei großem Einsatz - meist kaum etwas verbessern können, das ändert aber doch trotzdem nichts an den Auswirkungen für die Fahrgäste. Soll man einfach stillhalten?
Und ich warne davor, die Bahn-Kunden alle über einen Kamm zu scheren! Sicherlich benehmen sich so manche Fahrgäste daneben. Aber nicht jeder ist ein 9 EUR Spaßausflügler oder auf Sauftour zum Stadion usw. Es gibt auch noch treue Bahnkunden (sofern man sie noch nicht vergrault hat), und die fahren meist auch wegen Beruf, Ausbildung und familiärer Situation oder nutzen wie ich aus gesundheitlichen Gründen überwiegend den ÖPNV. Nicht nur zum Spaß! Wenn dann wegen unterschiedlichster Gründe die Fahrt sich ungeplant um viele Stunden verzögert, dann ist das aus meiner Sicht sehr wohl diskussionswürdig, oder nicht? Die Staatsbahnzeit wurde ja zurecht erwähnt. Da fuhren zwar viel weniger Züge und die hatten (was mich nicht störte), auch keine Klimaanlage, aber ich behaupte, die Verlässlichkeit war insgesamt
deutlich höher und bei Störungen konnte
deutlich schneller reagiert werden.
Ich bin auch etwas resigniert, wünsche aber dennoch einen schönen Abend.
Gruß
223 061
(Edith hat Tippfehler korrigiert)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.06.22 19:42.