Cargonaut schrieb:
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> es steht doch jedem Bewerber frei, sich mit
> modernerem Material zu bewerben. Wenn die alten
> Lok angeblich so pflegeintensiv sind, dürften doch
> Bewerbungen mit moderneren Lok im Preis und das
> Gesamtangebot unschlagbar sein.
Nicht unbedingt. Wenn ein Anbieter mit uralten abgeschriebenen Loks kalkuliert, und zusätzlich auch nur wenig Investitionen plant, dann kann der Anbieter sich stattdessen durchaus auch einige Pönalen wegen Zugausfällen oder Liegenbleibern über die relativ kurze Vertragslaufzeit hinweg leisten, und es rechnet sich dann insgesamt trotzdem noch für das EVU. Ich will DB Regio keinesfalls unterstellen, daß man im vorliegenden Fall tatsächlich so rechnet. Aber wenn es doch so wäre, dann hätte die BEG im Nachhinein wohl wenig Handhabe dagegen, und die betroffenen Fahrgäste eben leider erst recht nicht!
Cargonaut schrieb:
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> Zum Thema Lobbyarbeit.... als in Sachsen die
> Strecke Chemnitz-Leipzig ausgeschrieben wurde, hat
> man ausdrücklich auch Altfahrzeuge zugelassen,
> obwohl die Strecke mit Steuermitteln bogenschnell
> ausgebaut wurde. Nur damit DB Regio rausgekegelt
> werden konnte.
Das ist m.E. gleich in zweifacher Hinsicht ein sehr gut passendes Negativbeispiel. Zum einen wurden - wie geschrieben - trotz des erst kurz zuvor erfolgten steuerfinanzierten Neigetechnikausbaus plötzlich vom Aufgabenträger nicht neigetechniktaugliche Fahrzeuge zugelassen. Außerdem fiel man mit den vom Aufgabenträger damals plötzlich akzeptierten klotzgebremsten und nicht klimatisierten Bom deutlich hinter den zuvor bereits vorhandenen Status Quo der Strecke mit BR 612 zurück. Nur, daß es dort damals eben die Waggons statt wie im hier erwähnten Fall der KBS 855 die Loks betraf.
Damit aber nicht genug: Der Bieter, der dort dann den Zuschlag bekam, erwies sich im Nachhinein auch überfordert damit, die relativ modernen Loks vom Typ ER20 ausreichend instandzuhalten und zeitnah Ersatzteile heranzuschaffen, so daß es häufig zu Ausfällen kam. Dies insbesondere auch angesichts der viel zu kleinen Flotte im Inselbetrieb, ein Zustand, der uns durch die Losaufteilung ja hier jetzt auch droht. Und Forenmitglied „apfelpfeil“ hat ja völlig recht, wenn er schreibt, daß moderne Loks allein noch lang keine Gewähr dafür sind, daß es für den Fahrgast gut läuft.
Fakt ist aus meiner Sicht: Der Aufgabenträger steht im Rahmen der Daseinsvorsorge formal in der Verantwortung gegenüber den Fahrgästen. Und er darf sich m.E. nicht so einfach heraushalten, falls aufgrund ungeeigneter Vorgaben oder unrealistischer Annahmen der Betreiberwechsel in die Hose gehen sollte. Hoffen wir also, daß dies auf der KBS 855 gar nicht erst passiert und die Sorgen unbegründet sind.
Gruß
223 061