Servus,
ich will mal versuchen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Hilfsbetriebsstellen wurden früher(R) eingerichtet, wenn infolge von Bauarbeiten längere Zeit eine zweigleisige Strecke eingleisig betrieben muß und die Länge des eingleisigen Abschnittes zwischen den benachbarten Zugmeldestellen für den planmäßigen Betrieb zu lang wurde. Heute undenkbar, da fährt man lieber SEV.
Oberbautechnisch wird in einen passenden geraden Abschnitt ein einfacher Gleiswechsel aus Weichen mit 190 m Radius im abzweigenden Strang eingebaut. Damit ist die Überleitgeschwindigkeit auf 40 km/h begrenzt. Ob bei Bedarf auf Weichen mit größeren Radien (300 m, 500 m) eingebaut wurden, weiß ich nicht. Wichtig ist nur, das der Einbau in einem geraden Abschnitt erfolgt. Die Weichen bleiben ja nicht auf ewig liegen und Bogenweichen sind kaum woanders wiederverwendbar.
Die Hilfsbetriebsstelle selber ist transportabel,. Das heißt zumindest bei den neueren Ausführungen wird ein Container verwendet, wie man es von Baustellen für die Material- und Werkzeug-Lagerung kennt. Neben den notwendigen Möbeln für den Blockwärter enthält der Container ein Hebelwerk mit 4 Plätzen für ein elektromechanisches Stellwerk (E43) sowie die dazugehörige Stromversorgung samt Batterien. Die Stromversorgung erfolgt entweder über ein Provisorium durch einen örtlichen Energieversorger oder auch über ein Notstrom-Aggregat. Mit den vier Hebeln werden bedient
- die beiden Weichen
- die beiden Blocksignale (1 Fahrstraßensignalhebel)
In das gesperrte und in der Regel zum Baugleis erklärte Gleis wird eine schlüsselabhängige Gleissperre als Flankenschutz eingebaut.
Es werden (in den 70'er- und 80'er-Jahren grundsätzlich Licht-Haupt- und -Vorsignale aufgestellt. Deren Fundamentierung ist einfacher. Soweit notwendig, können und müssen vorhandene Schrankenanlagen in die Signalabhängigkeit einbezogen werden. Der Streckenblock wird an die jeweils vorhandene Bauform angepasst, bleibt aber im Betrieb. Lediglich ein eventuell vorhandener Selbstblock mit Gleisstromkreisen müsste im eingleisigen Abschnitt außer Betrieb genommen werden (die Bundesbahn hatte dafür keine Bauform). Zwischen der Hilfsbetriebsstelle und der nächsten Zugmeldestelle wurde (nach den Begriffen der FV vor 1994) "zeitweise eingleisiger Betrieb" eingerichtet.
Der "Container" der Hilfsbetriebsstelle muss so aufgestellt werden, das eine Beobachtung des Zugschlusses möglich ist. Projektierung, aber auch der Ein- und Wiederausbau macht also einiges an Arbeit. Daher werden Hilfsbetriebsstellen erst ab mehreren Wochen Dauer der Baustelle eingebaut. Im konkreten Fall zum Beispiel (vermutlich) zur Sanierung des Armannsberg-Tunnel.
Beim Wechsel des zu sperrenden Gleises ist ein Tausch der Überleitungsweichen und die dazugehörige Anpassung der beiden Stellwerke am Ende des eingleisigen Abschnitt notwendig.
Ich kenne auch einen Fall (1985, Bf Goslar, Bau der Brücke für den Ersatz des Schrankenwärter Posten 35), wo die Überleitungsweiche in den eingleisigen Betrieb mit einem kleineren Dr-Pult aus dem vorhandenen Weichenwärter-Stellwerk gestellt wurde. Diese Weiche wurde über Schlüssel in die vorhandenen Fahrstraßen eingebunden, die vorhandenen Ausfahrsignale blieben im Betrieb. Das Einfahrsignal und sein Vorsignal wurden außer Betrieb gesetzt und durch "weit draußen" stehende Lichtsignale ersetzt. Hier lag der für die Durchführung der Baumaßnahme notwendige eingleisige Abschnitt dann im Bf Goslar, was für die Betriebsführung asuf der schon damals hoch belasteten Strecke nach Bf Oker von Vorteil war.
Die von Tobias genannten Hilfs-Blockstellen dürften reine Blockstellen sein, die während des 2. Weltkrieges (oder schon davor?) zur Verdichtung der Zugfolge eingebaut wurden. Oberteich dürfte so eine Hilfs-Bk sein.
MfG Martin Pfeifer
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