Bw Plattling schrieb:
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> Gehts nicht anders? Doch: Landebahnen von
> Flughäfen werden in Deutschland innerhalb weniger
> Nachtstunden großteils neu geteert, ohne das der
> Flugverkehr stark beeinträchtigt wird. Der
> Auftraggeber verlangt das - und bezahlt es.
>
Was der Auftraggeber verlangt, hängt halt leider von dessen hauptsächlicher
realer Zielstellung ab - siehe mein Beitrag oben. Und seien wir ehrlich: Je weniger bedeutsam eine Bahnstrecke verkehrlich eingeschätzt wird, desto weniger wird man unter der heutigen Konstellation bereit sein, diese - unter immer komplizierteren Rahmenbedingungen und Sicherheitsvorgaben -
erheblichen Mehrkosten noch auszugeben, um eine Baumaßnahme doch so schnell wie möglich und/oder unter rollendem Rad abzuwickeln. Umgekehrt führen lange Vollsperrungen dazu, daß sich weitere Bahnkunden nach Alternativen umsehen. Es ist m.E. eine fatale Abwärtsspirale.
Ich möchte etwas anzweifeln, daß es im Straßenverkehr schon ähnlich schlimm ist. Ich glaube, der Vergleich hinkt mit Blick auf die Lage im Verkehrswege-Netz nicht gar zu sehr, wenn ich die KBS 855 mal mit der parallel verlaufenden A 93 vergleiche. Eine zwei- oder dreiwöchige Vollsperrung von Abschnitten der KBS 855 wird weitgehend klaglos hingenommen. Die wenigen heute noch verbliebenen Beförderungsfälle passen ja meist auch in einen oder zwei Busse und die bestenfalls 1h Fahrzeitverlust werden als vertretbar angesehen. Und den geringen Schienen-Güterverkehr kann man umleiten, die Mehrkosten zahlen ja die EVU trotz teurer Trassen. Nun stelle man sich mal eine ebenso lange Vollsperrung der A 93 vor. Nahezu undenkbar. Selbst mit halbwegs passabler Umleitung wäre das kaum mehr machbar aufgrund der hohen Verkehrsdichte, insbesondere auch den Schwerverkehr betreffend. Das ist der Unterschied.
Wie man aus der Abwärtsspirale herauskommt? Ich weiß es nicht. Wichtigster erster Schritt wäre aus meiner Sicht, daß man sich wieder eingesteht: Das System Eisenbahn macht nur dann Sinn, wenn man eine hohe Verfügbarkeit und Verlässlichkeit möglichst nahe an 100% gewährleistet. Eine „Schönwetter-Bahn“, die nur fährt, wenn gerade nichts dagegenspricht, und für die man über den nicht vernachlässigbaren Rest der Zeit dann doch - mehr oder weniger taugliche- Alternativen benötigt, ist angesichts der systembedingt hohen Kosten volkswirtschaftlich m.E. nicht sinnvoll.
Gruß
223 061