feezer schrieb:
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> Grausam, mal kurz für ein
> halbes Jahr die Strecke kalt machen, das hätte es
> früher auch nicht gegeben. […]
> Und, wenn`s der Bus für 6 Monate tut, warum nicht
> gleich für immer??
>
Das ist genau der Punkt. Man sperrt ja auch zweigleisige Hauptstrecken über mehrere Wochen heutzutage, teilweise mehrfach im Jahr, und es geht offenbar mit dem Bus. Jedesmal etwas besser, weil man wieder ein paar mehr Fahrgäste vergrault hat. Und dem Güterverkehr mutet man großräumige Umleitungen zu, das ist im Wettbewerb mit der Straße auch nicht förderlich.
Jetzt ist zum Beispiel fast den ganzen August über die Strecke (Hof-)Plauen-Werdau gesperrt, so daß von Norden keine Container nach Hof und Wiesau gelangen können. Für Anfang September wird mir jetzt schon wieder SEV nördlich von Hof angezeigt. Für diese Vorgehensweise mag es ja - wie vielfach hier diskutiert - aus Sicht von DB Netz heutzutage triftige Gründe geben, aber es hat eben trotzdem auch
gravierende mittel- und langfristige Nebenwirkungen zu Lasten der Bahn in der Fläche, die leider von vielen immer noch nicht wahrgenommen werden. Kurz gesagt: Man sägt aus Sicht des Systems Eisenbahn immer kräftiger an dem Ast, auf dem man sitzt. Und das allen Lippenbekenntnissen von der Verkehrswende zum trotz.
Früher wurde immer die Trennung von Netz und Betrieb diskutiert. In der Praxis haben wir die ja leider schon lange, ungeachtet der Konzernzugehörigkeit. Und früher glaubte ich tatsächlich, es würde schon etwas helfen, die gesamte Infrastruktur in eine gemeinnützige, nicht dem Gewinn verpflichtete Organisation zu überführen. Mittlerweile wäre das aber bei weitem nicht mehr ausreichend. Sondern aus heutiger Sicht scheint es ein Hauptproblem zu sein, daß die Gesetzgebung und die behördlichen und öffentlichen Vorgaben einerseits, und die Anforderungen eines hochverfügbaren und verlässlichen Eisenbahnbetriebs andererseits nicht mehr zusammenpassen.
Es genügt also nicht, daß derjenige, der baut, auch gleichzeitig ein starkes Interesse an einem kontinuierlichen und verlässlichen Eisenbahnbetrieb ohne häufige Vollsperrungen hat. Sondern vor allem Gesetzgeber bzw. Verkehrspolitik und Behörden müssten dieses Interesse ernsthaft haben, sonst kann es nicht mehr funktionieren. Es wäre also Zeit für eine neue, grundlegende Bahnreform, die vor allem von Eisenbahnern ausgearbeitet wird, nicht nur von Juristen und Betriebswirtschaftlern.
Gruß
223 061