Hallo zusammen,
Gleich vorweg: Ich komme aus dem entgegengesetzten bayerischen Ende, kenne daher nicht die Vorortsituation und bin deshalb wohl "unbelastet". Die hier stattfindende Diskussion habe ich mit Interesse verfolgt und will jetzt auch meinen Senf dazugeben.
1. Wie auch User "Mech77" (hier [
nobf.de]) finde ich es sehr schade, wie teilweise (!) die Diskussion hier abläuft. Anstatt sachlich die Argumente für und gegen das Projekt zu diskutieren, wird die Debatte (teilweise) sehr emotional geführt. Ich stelle mal die kühne These auf, dass jeder hier im Forum grundsätzlich pro Eisenbahn eingestellt ist, sonst wäre er/sie hier ja nicht angemeldet. Trotzdem ist der Verkehrswegebau kein "Wunschkonzert" und es müssen immer Kompromisse gefunden werden. Dazu gehören nun mal alle Fakten auf den Tisch (auch das die Strecke durch ein FFH-Gebiet läuft) und es hilft nichts Teile dieser Fakten zu ignorieren oder klein zureden...
2. Bahnstrecken in FFH-Gebieten und Herbizide
Da gibt es in Deutschland und Bayern bereits so einige. Auch wenn wahrscheinlich bei den meisten die Bahnstrecke vor dem FFH-Gebiet da war
Im Bayern-Atlas kann man sich alle FFH-Gebiete anzeigen lassen: [
geoportal.bayern.de] Beispiele von Bahnstrecken durch FFH-Gebiete sind die Außerfernbahn zwischen Untergrainau und Griesen oder die Bahnstrecke Schwandorf - Furth im Wald zwischen Pösing und Cham.
Im Eisenbahn Ingenieur Kompendium 01/2012 erschien ein Artikel zum Thema "Neue Pflanzenschutztechnik für Schutzgebiete – ein Versuchsbericht". Gemäß diesem Artikel dürfen in Wasserschutzgebieten (Zone I nirgends, Zone II und III bundeslandspezifisch) und FFH-Gebiete mit "aquatischen Lebensräumen" keine Herbizide ausgebracht werden. Laut dem Artikel bestehen deshalb auf ca. 700 km Bahnstrecken ein Totalverbot von Herbiziden.
3. Vegetationskontrolle
Üblicherweise wird bei der DB Netz ein sogenannter U-Schnitt durchgeführt (siehe hier [
www.deutschebahn.com] Seite 17). Dies ist ein je 6 bis 10 m breiter Streifen zu beiden Seiten der Bahnstrecke in welcher die Pflanzen intensiv zurück geschnitten werden. In besonders kritischen Situationen kann auch der V-Schnitt angewandt werden (Gleiches Dokument Seite 22).
4. Und zu guter Letzt möchte ich auch noch das Thema Wirtschaftlichkeit ansprechen. Ich weiß nicht wo aktuell die Schätzungen für eine Reaktivierung liegen. Im Artikel "Bedeutung des Lückenschlusses der fränkischen Höllentalbahn" (Sebastian Tumpach In EI – Der Eisenbahningenieur | November 2016) ist aber die Rede von 25 bis 30 Mio Euro für ca. 6 km Strecke. Dem gegenüber stehen ca. 450.000 t/Jahr welche zusätzlich auf die Schiene verlagert werden könnten. Wurde für das Projekt bisher eine ausführliche Nutzen-Kosten-Analyse durchgeführt? Der Faktor sollte schon über eins sein (also mehr Nutzen als Kosten) sonst würden die Investitionen wohl in die Kategorie "Steuerverschwendung" fallen...
Ich wünsche allen ein schönes Wochenende!
VG,
EP3/5
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.07.21 12:18.